Liberalismus 2.0 von Olivier Kessler (Hsg.)

Buchrezension. Olivier Kessler: Liberalismus 2.0: Wie neue Technologien der Freiheit Auftrieb verleihen. Zürich: Edition Liberales Institut, 2021.

Persönliche Freiheit ist nie in Stein gemeisselt, sie muss immer wieder aufs Neue errungen werden. In den vergangenen Jahren haben der Staat, seine Institutionen und die Notenbanken ihre Macht erheblich ausgeweitet. Doch neue Technologien können — in Verbindung mit privatem Unternehmertum — in Zukunft einen wichtigen Beitrag leisten, die Autonomie des Individuums auf Dauer wieder zu stärken und die politische Einflussnahme zurückzubinden. Das ist die Kernthese des übersichtlich gegliederten, bisweilen etwas redundanten Sammelbands «Liberalismus 2.0».

Den Auftakt macht eine eher philosophische Betrachtung der ­Beziehung zwischen Technologie und Freiheit von Rahim Taghizadegan, der Leserschaft von «Finanz und Wirtschaft» als Leitartikelautor ­bekannt. Ein bedeutender Teil des Buches ist der Bitcoin- und der Blockchain-Technologie gewidmet. Das klingt für Laien zunächst abschreckend. Doch den verschiedenen Autoren gelingt es recht anschaulich, das technische Prinzip zu erklären — und vor allem mögliche gesellschaftliche (Privatsphäre), politische und wirtschaftliche Effekte aufzuzeigen.

Technologie ist per se wertneutral, respektive sie lässt sich zum Vorteil wie zum Nachteil der Menschen einsetzen. Die Autoren des Buches, dem Liberalismus verpflichtet, nehmen eine positive Grundhaltung ein. Bitcoin und Blockchain etwa haben das Potenzial, eine «Revolution» auszulösen. Ihre dezentralen und hierarchiefreien Strukturen machen Geld und Währungen weniger anfällig für Manipulation durch zentralisierte Machtinstitutionen und politische Sonderinteressen.

Wem das alles zu abgehoben klingt: Herausgeber Olivier Kessler präsentiert zum Abschluss des Buches Tipps für praktische Werkzeuge (Messenger-Dienste, E-Mail, soziale Netzwerke, Suchmaschinen u.?€?Ä.), die sich jeder Einzelne zunutze machen kann, ohne die Privatsphäre aufzugeben.

Arno Schmocker, Finanz und Wirtschaft

13. November 2021