Die Schweiz ist das Land mit der europaweit höchsten und weltweit dritt-grössten wirtschaftlichen Freiheit. Das zeigt der Jahresbericht des Index für wirtschaftliche Freiheit 2023, der in der Schweiz vom Liberalen Institut mitherausgegeben wird.
Hong Kong verliert den Spitzenplatz als das Land mit der grössten wirtschaftlichen Freiheit an Singapur, was angesichts der zunehmenden chinesischen Einmischung in das Land zu erwarten war. Hong Kong belegt damit zum ersten Mal seit Bestehen des Index nicht den ersten, sondern den zweiten Rang. Gefolgt werden Singapur und Hongkong im diesjährigen Ranking von der Schweiz, Neuseeland und den USA. Die Schlusslichter bilden Syrien, Simbabwe und Venezuela. Diktaturen wie Kuba und Nordkorea werden wegen fehlender Daten im Ranking nicht aufgeführt.
Der Bericht, der sich auf Daten aus dem Jahr 2021 bezieht, bestätigt den engen Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Freiheit und Wohlfahrtsentwicklung:
- Die freisten 25% aller Länder weisen ein Bruttoinlandsprodukt pro Kopf von 48’569 Dollar auf, die unfreisten 25% dagegen kamen nur auf 6’324 Dollar.
- Die ärmsten 10% der Bevölkerung in den freisten Ländern erwirtschafteten ein Pro-Kopf-Einkommen von 14’204 Dollar, während die ärmsten 10% der Bevölkerung in den unfreisten Ländern lediglich 1’736 Dollar verdienten. Damit verdienten die ärmsten 10% in den freisten Ländern mehr als das Doppelte als die Durchschnittsbevölkerung in den unfreisten Ländern.
- Im unfreisten Viertel sind 31,7 Prozent der Bevölkerung von extremer Armut betroffen (2.15 Dollar pro Tag), während es im freisten Viertel aller Länder lediglich 1,0 Prozent sind.
- Die Lebenserwartung liegt im obersten Viertel bei 80,8 Jahren, im untersten Viertel bei 65 Jahren.
- Die Kindersterblichkeit betrug in den freiesten 25% aller Länder 4,2%, in den unfreisten Ländern hingegen 39,1%.
- Menschen in den 25% freiesten Ländern gaben an, glücklicher zu sein (mit einem Wert von 6,8 von 10 möglichen Punkten), als Menschen in den 25% unfreiesten Ländern (4,6 Punkte).
Die Schweiz im internationalen Vergleich
Die Schweiz kommt im aktuellen Rating auf die folgenden Werte
(auf einer Skala von 1 bis 10):
- Umfang der Staatstätigkeit: wie im Vorjahr bei 7,5 (weltweit ist das nur Platz 36 in diesem Bereich)
- Rechtsstaatlichkeit und Schutz des Privateigentums: Verbesserung von 8,7 auf 9 (weltweit Platz 4 in diesem Bereich)
- Zugang zu stabilem Geld: wie im Vorjahr bei 9,9 (hier belegt die Schweiz den Spitzenplatz)
- Freiheit zu weltweitem Handel: Verbesserung 7,6 auf 8,1 (weltweit ist das nur Platz 44 in diesem Bereich)
- Regulierungsdichte: Verschlechterung von 8,1 auf 8,0 (damit liegt die Schweiz in diesem Bereich auf Platz 12)
Trotz des insgesamt relativ guten Abschneidens im Verhältnis zu anderen Ländern darf jedoch kein falscher Eindruck entstehen: Der Staatsumfang ist in der Schweiz entschieden zu gross: 35 Länder schneiden in diesem Bereich besser ab als die Schweiz. Würde die Staatstätigkeit reduziert, könnten enorme Wachstumspotenziale freigesetzt werden. Auch beim Zugang zum internationalen Handel gibt es noch viel Raum nach oben, zumal die Schweiz hier weltweit nur den 44. Platz belegt. Ein offener Zugang zum Weltmarkt wäre gerade für ein ressourcenarmes Land wie die Schweiz zentral, um den Wohlstand zu erhalten und auszuweiten.
Unter den 10 wirtschaftlich freisten Ländern der Welt finden sich neben Singapur (8,56 Punkte), Hong Kong (8,55) und der Schweiz (8,47) auch Neuseeland (8,43), die USA (8,14), Irland (8,11), Dänemark (8,10), Australien (8,05), Grossbritannien (8.01) und Kanada (7,98).
Unter den weiteren grossen Volkswirtschaften belegen Japan Rang 20, Deutschland Rang 23, Frankreich Rang 47 und Italien Rang 53. Mexiko liegt auf Rang 68 und damit vor Indien (Rang 87), Brasilien (Rang 90), Südafrika (Rang 94), Russland (Rang 104) und China (Rang 111). Dies zeigt das erhebliche Aufholpotential, das die so genannten BRICS-Staaten noch haben.
Auffallend ist, dass die wirtschaftliche Freiheit seit den übereifrigen Staatseingriffen im Zuge der Corona-Krise weltweit stark gesunken ist. Zwischen 2000 und 2019 stieg die durchschnittliche Bewertung der wirtschaftlichen Freiheit von 6,58 auf 6,94, aber im Jahr 2020 fiel die durchschnittliche Bewertung auf 6,77, wo sie auch 2021 blieb. Das letzte Mal, dass die durchschnittliche Bewertung der wirtschaftlichen Freiheit weltweit so niedrig war, war 2009.