Zum vierten Mal in Folge erhebt der Index der Eigentumsrechte (IPRI) 2010 den Stand des Eigentumsschutzes in 125 Ländern, welche 97 Prozent des weltweiten Bruttosozialprodukts repräsentieren. Der Index wird durch die Property Rights Alliance in Washington, DC sowie das Hernando-de-Soto Fellowship-Program in Kooperation mit dem Liberalen Institut veröffentlicht. Er misst 11 Faktoren, welche das rechtliche und politische Umfeld sowie den Schutz physischen und geistigen Eigentums in einem Land abbilden. Einmal mehr zeigt sich dabei ein signifikanter Zusammenhang von sicheren Eigentumsrechten und wirtschaftlicher Entwicklung: Länder im oberen Fünftel des Index weisen ein durchschnittliches Pro-Kopf-Einkommen von 35.676 US-Dollar auf, beinahe doppelt so viel, wie die Länder des zweiten Fünftels (20.087 US-Dollar). Die Länder mit dem geringsten Eigentumsschutz kommen dagegen nur auf durchschnittlich 4.437 US-Dollar pro Kopf.
Der Eigentumsschutz der Schweiz konnte sich auch im vergangenen Jahr auf dem weltweit fünften Rang behaupten, hinter Finnland, Dänemark, Schweden und den Niederlanden. Während das politische und rechtliche Umfeld der Schweiz erneut hohe Werte erzielen konnte (8,7 auf einer Skala von 1 bis 10), mussten erneut Rückschritte im Bereich des physischen Eigentumsschutzes verzeichnet werden (7,9 nach 8,1 in 2008). Hier kommt die Schweiz international nur noch auf Rang 10. Negativ fiel insbesondere die abnehmende Zuverlässigkeit des Finanzsektors auf.
«Die Schweiz darf sich nicht auf den Errungenschaften der Vergangenheit ausruhen», bemerkt Pierre Bessard, Direktor des Liberalen Instituts. «Mit der Gefährdung des Bankgeheimnisses und der Infragestellung des Steuerwettbewerbs droht der Eigentumsschutz der Schweizer Bürger zwei wichtige Grundpfeiler zu verlieren.»
62 internationale Organisationen, zu denen das Liberale Institut gehört, erheben jährlich in Zusammenarbeit mit der Property Rights Alliance, Washington, DC, den Zustand des weltweiten Eigentumsschutzes. Zu den Ländern mit der stärksten Zunahme im Bereich des Eigentumsschutzes gehörten 2009 zahlreiche Staates des ehemaligen Jugoslawiens, darunter Bosnien-Herzegowina, Montenegro und Mazedonien, sowie Albanien. Doch auch China konnte entscheidende Fortschritte erzielen. Zu den Verlierern zählten dagegen europäische Staaten, wie Deutschland, Italien und Island. Am unteren Ende des Index finden sich krisengeschüttelte Länder wie Bangladesch, Venezuela und Simbabwe.
Eindrücklich zeigt der IPRI 2010 erneut, dass sichere Eigentumsrechte eine erhöhte Investitionstätigkeit, gerade auch aus dem Ausland, nach sich ziehen. Entwicklungsländer mit stärkeren Eigentumsrechten erzielen ein markant höheres Wirtschaftswachstum, als solche mit einem unzuverlässigen rechtlichen Umfeld.
«Respektiert eine Regierung die Rechte ihrer Bürger nicht, versinkt ein Land unweigerlich in Armut», stellt Dr. Christian Hoffmann, Forschungsleiter des Liberalen Instituts, fest. «Sichere Eigentumsrechte sind die Voraussetzung dafür, dass Menschen sparen, investieren, produzieren und so Wohlstand erschaffen. Der IPRI 2010 erlaubt klare Rückschlüsse darauf, wie Entwicklungsländer ihre politischen Rahmenbedingungen anpassen sollten, um Anschluss an den Westen zu finden.»
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