Die Schweiz ist das Land mit der europaweit höchsten und weltweit viert-grössten wirtschaftlichen Freiheit. Das zeigt der Jahresbericht des Index für wirtschaftliche Freiheit 2025, der in der Schweiz vom Liberalen Institut mitherausgegeben wird.
Hong Kong kann seinen Spitzenplatz trotz zunehmendem Einfluss aus China und massiv abnehmender wirtschaftlicher Freiheit vorerst verteidigen und liegt damit vor Singapur. Die Schweiz verliert sowohl absolut wie auch relativ zu anderen. Sie muss damit ihren Podestplatz aus dem Vorjahr an Neuseeland abgeben und liegt neu auf Platz 4.
Gefolgt wird die Schweiz im diesjährigen Ranking von den USA, Irland, Australien, Taiwan, Dänemark und der Niederlande. Die Schlusslichter bilden der Sudan, Simbabwe und Venezuela. Diktaturen wie Kuba und Nordkorea werden wegen fehlender Daten im Ranking nicht aufgeführt.
Der Bericht, der sich auf Daten aus dem Jahr 2023 bezieht, bestätigt den engen Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Freiheit und Wohlfahrtsentwicklung:
- Die freisten 25% aller Länder weisen ein Bruttoinlandsprodukt pro Kopf von 66’434 Dollar auf, die unfreisten 25% dagegen kamen nur auf 10’751 Dollar. In wirtschaftlich freien Ländern verdient man also über 6 Mal mehr als in unfreien Ländern.
- Die ärmsten 10% der Bevölkerung in den freisten Ländern erwirtschafteten ein Pro-Kopf-Einkommen von 9’771 Dollar, während die ärmsten 10% der Bevölkerung in den unfreisten Ländern lediglich 1’255 Dollar verdienten. Damit verdienten die ärmsten 10% in den freisten Ländern praktisch gleich viel wie die Durchschnittsbevölkerung in den unfreisten Ländern.
- Im unfreisten Viertel sind 52 Prozent der Bevölkerung von extremer Armut (Einkommen von weniger als 3.65 USD pro Tag) betroffen, während es im freisten Viertel aller Länder lediglich 2 Prozent sind. Damit leiden in unfreien Ländern anteilsmässig 25 Mal mehr Menschen an extremer Armut als in freien Ländern.
- Die Lebenserwartung liegt im freisten Viertel aller Länder bei 79 Jahren, im unfreisten Viertel bei 62 Jahren. In freien Ländern leben die Menschen im Schnitt also rund 17 Jahre länger.
- Die Kindersterblichkeit betrug im freisten Viertel aller Länder 5%, im unfreisten Viertel hingegen satte 52%. Die Kindersterblichkeit ist also in unfreien Ländern rund 10 Mal höher als in freien Ländern.
- Menschen in den 25% freiesten Ländern sind glücklicher als Menschen in den unfreisten Ländern der Welt.
- Im Vergleich zu den wirtschaftlich unfreien Ländern schneiden die freiesten Länder beim Umweltschutz wesentlich besser ab.
Die Schweiz im internationalen Vergleich
Die Schweiz kommt im aktuellen Rating auf die folgenden Werte (auf einer Skala von 1 bis 10):
- Umfang der Staatstätigkeit: leichte Verbesserung von 7.6 auf 7.7. Weltweit ist das nur Platz 28 in diesem Bereich.
- Rechtsstaatlichkeit und Schutz des Privateigentums: starke Verschlechterung von 8.9 auf 8.3. Die Schweiz rutscht damit in diesem Bereich weltweit von Platz 4 auf Platz 12 ab.
- Zugang zu stabilem Geld: wie im Vorjahr bei 9.6. Hier belegt die Schweiz weltweit den ersten Platz.
- Freiheit zu weltweitem Handel: wie im Vorjahr bei 8.1. Weltweit ist das nur Platz 53 in diesem Bereich.
- Regulierungsdichte: Verschlechterung von 8.0 auf 7.7. Damit liegt die Schweiz in diesem Bereich auf Platz 11.
Trotz des nach wie vor relativ guten Abschneidens im Verhältnis zu anderen Ländern darf kein falscher Eindruck entstehen: Der wachsende Staatsumfang ist auch in der Schweiz entschieden zu gross: 27 Länder schneiden in diesem Bereich besser ab als die Schweiz. Würde die Staatstätigkeit reduziert, könnten enorme Wachstumspotenziale freigesetzt werden.
Unter den 10 wirtschaftlich freisten Ländern der Welt finden sich neben Hong Kong (8.55 Punkte), Singapur (8.50), Neuseeland (8.33) und der Schweiz (8.28) auch die USA (8.10), Irland (8.05), Australien (8.03), Taiwan (8.03), Dänemark (8.02) und die Niederlande (7.97).
Unter den weiteren grossen Volkswirtschaften belegen Kanada Rang 11, Grossbritannien Rang 13, Deutschland Rang 15, Japan Rang 17, Südkorea Rang 38, Frankreich Rang 44, Italien Rang 46, Indonesien Rang 65. Mexiko liegt auf Rang 70 und damit vor Indien (Rang 86), Brasilien (Rang 87), China (Rang 108) und Russland (Rang 148). Dies zeigt das erhebliche Aufholpotential, das die so genannten BRICS-Staaten noch haben.
Auffallend ist, dass die wirtschaftliche Freiheit seit den übereifrigen Staatseingriffen im Zuge der Corona-Krise weltweit stark gesunken ist. Zwischen 2000 und 2019 stieg die durchschnittliche Bewertung der wirtschaftlichen Freiheit von 6.58 auf 6.94, aber im Jahr 2020 fiel die durchschnittliche Bewertung auf 6.63 und 2021 auf 6.62. Im Jahr 2022 sank der Wert sogar auf 6.56. Im Jahr 2023, also nach offizieller Beendigung der Corona-Massnahmen haben die Staaten weltweit darin versagt, das Vorkrisenniveau der wirtschaftlichen Freiheit wiederherzustellen und kommen nur noch auf einen Wert von 6.59.