Die Schweiz bleibt auch 2021 das Land mit europaweit der höchsten und weltweit der viert-grössten wirtschaftlichen Freiheit. Das zeigt der Jahresbericht des Index für wirtschaftliche Freiheit 2021, der in der Schweiz vom Liberalen Institut mitherausgegeben wird.
Einmal mehr erweist sich Hong Kong als das Land mit der grössten wirtschaftlichen Freiheit, wobei die neusten Entwicklungen hinsichtlich der problematischen Einmischung Chinas noch nicht mitberücksichtigt sind (die Daten basieren auf dem Jahr 2019). Gefolgt wird Hong Kong im diesjährigen Ranking von Singapur, Neuseeland und der Schweiz. Die Schlusslichter bilden Libyen, der Sudan und Venezuela. Diktaturen wie Kuba und Nordkorea werden wegen fehlender Daten im Ranking nicht aufgeführt.
Der Bericht bestätigt den engen Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Freiheit und Wohlfahrtsentwicklung. Die freiesten 25% aller Länder weisen ein Bruttoinlandsprodukt pro Kopf von 50.619 Dollar auf, die unfreiesten 25% dagegen kamen nur auf 5.911 Dollar.
Die ärmsten 10% der Bevölkerung in den freiesten Ländern erwirtschafteten ein Pro-Kopf-Einkommen von 14.400 Dollar, während die ärmsten 10% der Bevölkerung in den unfreiesten Ländern lediglich 1.549 Dollar verdienten. Damit verdienten die ärmsten 10% in den freiesten Ländern mehr als das Doppelte als die Durchschnittsbevölkerung in den unfreiesten Ländern. Im unfreiesten Viertel sind 34,1 Prozent der Bevölkerung von extremer Armut betroffen (1.90 Dollar pro Tag), während es im freiesten Viertel aller Länder lediglich 0,9 Prozent sind. Die Lebenserwartung liegt im obersten Viertel bei 81,1 Jahren, im untersten Viertel bei 65,9 Jahren.
Wirtschaftliche Freiheit ermöglicht die soziale Mobilität
Zahlreiche Studien sind einer möglichen Korrelation zwischen wirtschaftlicher Freiheit und Einkommensungleichheit auf den Grund gegangen. Leider gab es bislang jedoch keine direkte Erforschung des Zusammenhangs zwischen wirtschaftlicher Freiheit und sozialer Mobilität. Der diesjährige Bericht füllt diese Lücke und zeigt, dass wirtschaftliche Freiheit die Einkommensmobilität entscheidend erhöht.
Von den zehn Faktoren der sozialen Mobilität beeinflusst wirtschaftliche Freiheit in hohem Masse vier davon: Die Bildungsqualität, das lebenslange Lernen, der Zugang zu Technologien und integrative Institutionen. Heruntergebrochen auf die fünf in der Studie untersuchten Bereiche der wirtschaftlichen Freiheit, stellen die Autoren fest, dass die Rechtsstaatlichkeit und der Schutz des Privateigentums den stärksten Einfluss auf die soziale Mobilität aufweisen, gefolgt von der Freiheit zu weltweitem Handel und einer geringen Regulierungsdichte.
Die Schweiz im internationalen Vergleich
Die Schweiz kommt im aktuellen Rating auf die folgenden Werte
(auf einer Skala von 1 bis 10):
- Umfang der Staatstätigkeit: wie im Vorjahr bei 7,7
- Rechtsstaatlichkeit und Schutz des Privateigentums: Verbesserung von 8,2 auf 8,7
- Zugang zu stabilem Geld: wie im Vorjahr bei 9,8
- Freiheit zu weltweitem Handel: leichte Verbesserung von 7,8 auf 7,9
- Regulierungsdichte: Verschlechterung von 8,6 auf 8,3
Trotz des relativ guten Abschneidens im Verhältnis zu anderen Ländern darf jedoch kein falscher Eindruck entstehen: Der Staatsumfang ist auch in der Schweiz entschieden zu gross. Würde die Staatstätigkeit reduziert, könnten enorme Wachstumspotenziale freigesetzt werden. Entstaatlichungsmassnahmen unter anderem in der Altersvorsorge, im Gesundheitswesen und in der Landwirtschaft wären dringend nötig, um den Lebensstandard in der Schweiz zu halten oder zu verbessern.
Unter den 10 wirtschaftlich freiesten Ländern der Welt finden sich neben Hong Kong (8,9 Punkte), Singapur (8,8), Neuseeland (8,6) und der Schweiz (8,5) auch Georgien (8,3), die USA (8,2), Irland (8,2), Litauen (8,2), Australien (8,2) und Dänemark (8,2).
Unter den weiteren grossen Volkswirtschaften belegen Kanada Rang 14, Japan Rang 18, Deutschland Rang 22, Italien Rang 47 und Frankreich Rang 53. Mexiko liegt auf Rang 75 und damit vor Russland (Rang 100), Indien (Rang 108), Brasilien (Rang 109) und China (Rang 116). Dies zeigt das erhebliche Aufholpotential, das die so genannten BRIC-Staaten noch haben.
Download Bericht:
Economic Freedom of the World (282 Seiten, PDF)