Vom Alarmismus zum Realismus: Das war die Ambition der vom 8. bis 10. März 2009 durch das amerikanische Heartland Institut in New York veranstalteten internationalen Klimawandelkonferenz. In den vergangenen Jahren hat sich das Bewusstsein breit gemacht, dass die Menschheit vor einer gewaltigen Herausforderung stünde, die globale und massive Eingriffe erfordern würde: die menschgemachte Klimaerwärmung. In New York versammelten sich daher nun über 800 Teilnehmer aus 40 Ländern, darunter der tschechische Präsident Vaclav Klaus, um einen näheren Blick auf den Klimawandel zu werfen.
Die anwesenden Wissenschaftler, unterstützt durch eine Petition von 31.478 Kollegen, kritisierten dabei die Vorstellung, das Klima würde durch die Emission menschgemachter Treibhausgase, und insbesondere durch den Ausstoss von CO2, beeinflusst. Sie warnten vor einer „Manipulation der Wissenschaft zu politischen Zwecken“. Die naturwissenschaftlichen „Realisten“ vertreten die Ansicht, dass keine ausreichend überzeugenden Beweise vorlägen, um von einer menschlichen Erwärmung der Atmosphäre durch die Produktion von Abgasen auszugehen. Im Gegenteil gäbe es zahlreiche Hinweise darauf, dass ein CO2-Anstieg in der Atmosphäre eine positive Wirkung auf die Tier- und Pflanzenwelt entfalten würde.
Die aktuelle Rezession hat die Frage des Klimawandels vorübergehend von der politischen Agenda verdrängt. Dennoch kann kein Zweifel bestehen, dass die alarmistische Interpretation des Klimawandels die in der Öffentlichkeit und Politik dominierende bleibt. Der Vorschlag einer weltweiten CO2-Steuer, wie ihn Bundesrat Moritz Leuenberger lancierte, ist nur ein entsprechendes Beispiel aus der Schweiz.
Dennoch bleiben die Realisten nun zuversichtlich, dass das Thermometer ihnen recht geben wird: Die Sattelitendaten der NASA weisen darauf hin, dass die durchschnittliche Welttemperatur seit 1998 nicht gestiegen ist, und bis 2030 weiter bis auf das Niveau von 1970 sinken könnte. Das Argument der Alarmisten, es handle sich dabei lediglich um eine Pause im stetigen Aufwärtstrend der Erdentemperatur, überzeugt sie nicht. Tatsächlich fand in den ersten 40 Jahren des 20. Jahrhunderts eine signifikante Erwärmung statt — bevor die CO2-Konzentration entsprechend anstieg. Danach sanken die Temperaturen vorübergehend wieder, was in den 70er Jahren zu Bedenken über eine globale Abkühlung Anlass gab. Für Richard Lindzen, Professor am Massachusetts Institute of Technology und einen der prominentesten Kritiker der aktuellen Klimapolitiken, ist all dies lediglich die Folge eines steten Klimawandels, deren Ursache nicht in menschliche Aktivität gefunden werden kann.
Der britische Klimatologe Anthony Watts rief darüber hinaus in Erinnerung, dass der im letzten Jahrhundert beobachtete Temperaturanstieg nur 0,8 Grad Celsius betrug. Das heisst, dass schon geringe Fehler in Temperaturmessungen zu einem Erwärmungstrend beitragen könnten, der tatsächlich in diesem Ausmass gar nicht stattfindet. Vor diesem Hintergrund sollten bekannte Schwächen der globalen Temperaturmessungen bedenklich stimmen: So wurden etwa nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion in weiten Teilen dieser Region keine Messungen mehr vorgenommen — etwa in Sibirien. Ein Zeitvergleich würde daher eine entsprechende Anpassung früherer Daten erfordern.
Eine Untersuchung von 1221 Messstationen in den USA, durchgeführt mit Hilfe mehrerer Hundert Freiwilliger und dokumentiert durch zahlreiche Fotografien, brachte eine weitere Schwierigkeit der Temperaturmessung zu Tage: Aufgrund der zunehmenden Urbanisierung befinden sich 89 Prozent der Stationen in der Nähe von künstlichen Wärmequellen, wie Klimaanlagen oder Parkplätzen, oder Reflexionsquellen, wie Gehwege oder Gebäude. Diese Entwicklung konnte auch international bestätigt werden. Ein historischer Messpunkt im australischen Melbourne befindet sich etwa heute an einer neunspurigen Strassenkreuzung sowie einer Tramlinie…
Wie aber erklären die „Realisten“ die dokumentierten Klimaschwankungen? Eine populäre Erklärung bietet hier die Sonnenaktivität. Die kleine Eiszeit, die zwischen 1645 bis 1715 beobachtet wurde, illustriert etwa eine Korrelation so genannter Sonnenflecken und fühlbarer Temperaturschwankungen. Verschiedene Arbeiten über nähere Perioden unterstützen diese Betrachtung. Eine Analyse des Physikers Willie Soon auf Basis von Temperaturdaten in der Arktis zwischen 1880 und 2000 ergab eine enge Korrelation mit dokumentierten Sonnenaktivitäten. Ein vergleichbarer Zusammenhang zur CO2-Konzentration konnte nicht gezeigt werden. Wenn aber die in den vergangenen Jahrzehnten beobachtete Klimaerwärmung tatsächlich ein natürliches Phänomen darstellt, was immer plausibler erscheint, könnte es wohl sein, dass die Welt „erhebliche Beträge für ein Problem verschwendet, das nicht gelöst werden kann“, wie der britische Wissenschaftler David Bellamy feststellt.
Unabhängig von dieser naturwissenschaftlichen Diskussion steht das Urteil der Wirtschaftswissenschaften heute fest: eine zentralisierte politische Antwort auf den Klimawandel würde mehr schaden, als nützen. Zum einen übersteigen die Kosten der derzeit diskutierten Politinitiativen, selbst wenn sie die gewünschte Wirkung erzielen, die Kosten des erwarteten Klimawandels. Zum anderen sind ein dynamisches Wirtschaftswachstum und der dadurch ermöglichte technologische Fortschritt zuverlässigere Garantien angemessener und gezielter Antworten auf den Klimawandel, als ein auf kontroversen Vorhersagen beruhender Zentralplan. Besonders problematisch sind dabei auch intergenerationelle Nutzenvergleiche: Eine interventionistische Politik heute könnte also zu unerwünschten Folgen für künftige Generationen führen.
Angesichts dieser Unsicherheiten und Kontroversen war es das Ziel der New Yorker Konferenz, eine Gegenöffentlichkeit zum herrschenden Alarmismus zu erzeugen. Insgesamt wurden ca. 80 Fragestellungen aus den Bereichen der Paläoklimatologie, Klimatologie und der Auswirkungen des Klimawandels bis hin zu wirtschaftswissenschaftlichen und politischen Fragen diskutiert. Die Realisten bekundeten ihre Absicht, die eigenen Positionen verstärkt in die politische Debatte einzubringen.
Vaclav Klaus vertrat die Ansicht, dass die Anfälligkeit der Bürger für alarmistische Thesen mit steigendem Informationsgrad abnehme. Klaus ist der Autor des Fachbuchs Blauer Planet in grünen Fesseln, das die Frage des Klimawandels kritisch beleuchtet und bereits in zahlreiche Sprachen übersetzt wurde. Er berichtete, dass in der Tschechischen Republik nurmehr 11% der Bürger an eine menschverursachte globale Erwärmung glaubten.
Der tschechische Präsident zögert nicht, die Idee einer weltweit koordinierten Bekämpfung der Klimaerwärmung mit der kommunistischen Utopie zu vergleichen. In beiden Fällen solle ein komplexes, dynamisches System durch einen rationalen menschlichen Plan korrigiert werden. Gemäss Klaus müssen die Gesetzmässigkeiten des freien Marktes, die von Ökonomen wie Ludwig von Mises oder Friedrich August von Hayek beschrieben wurden, auch bei der menschlichen Reaktion auf die Herausforderungen eines Klimawandels zur Anwendung kommen. Nur so könnten gewaltige Fehlsteuerungen und Ressourcenverschwendungen vermieden werden.
Die Weigerung der Alarmisten, diese Fragen auch nur zu debattieren, zeugt von der Schärfe des politischen Kampfes rund um den Klimawandel, wie auch vom Anreiz staatlicher Subventionen in der erhofften Bekämpfung dieses Phänomens. Keiner der geladenen Vertreter der vorherrschenden Klimahypothesen fand den Weg zur New Yorker Konferenz. Umso beeindruckender wurde die Vielzahl jener Wissenschaftler empfunden, die den Klimakatastrophismus in Frage stellten. Ein Paradigmenwechsel in der öffentlichen Diskussion schien in New York zum Greifen nahe.