Er gilt manchen als die Inkarnation des Bösen schlechthin. In vielerlei Hinsicht wird er als Antithese des Allgemeinwohls gehandelt, als jemand, der sein eigenes Wohl über dasjenige anderer stellt. Die Rede ist vom oft gescholtenen «Profitmaximierer».
Der Profitmaximierer hat wahrlich kein einfaches Leben. Für praktisch sämtliche Probleme im Diesseits muss er als Sündenbock herhalten. Steigen die Krankenkassenprämien, so ist dies angeblich auf die bösen profitorientierten Krankenkassen zurückzuführen. Taumelt die Wirtschaft in eine Finanzkrise, so muss die «grenzenlose Profitgier» dafür verantwortlich gewesen sein. Manche würden sogar so weit gehen zu behaupten, Unternehmer seien moralisch niedere Wesen, weil sie nicht aus Menschenliebe, sondern aus Liebe zum Profit handelten. Das sind happige Vorwürfe. Doch verdient der Profit den schlechten Namen, den er hat? Ist das Erwirtschaften von Profiten tatsächlich niederträchtig, menschenverachtend und unethisch?
Nüchtern betrachtet ist der Profit lediglich die positive Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben. Wer mehr Einnahmen erzielt, als er ausgibt, macht einen Gewinn oder eben einen Profit. Was daran schlecht sein soll, ist nicht ersichtlich. Denn wer auf freien Märkten Gewinne erwirtschaftet, hat damit bewiesen, dass er mit seinen Tätigkeiten für andere einen Mehrwert geschaffen hat. Nur wer für seine Mitmenschen etwas kreiert, das für diese von Nutzen ist, kann überhaupt erst Profite erwirtschaften. Wäre dem nicht so, würde niemand freiwillig sein Geld dafür ausgeben.
Wer hingegen in einem freien Markt Verluste macht, hat die Bedürfnisse seiner Mitmenschen falsch eingeschätzt und deshalb knappe Ressourcen für Zwecke verschwendet, die von anderen als nicht prioritär eingestuft wurden. Wer etwa in der Antarktis Kamelsattel verkaufen will, dem drohen entsprechende Einbussen. Die Folge davon ist, dass er Konkurs macht und seine Tätigkeiten einstellen muss, weil ihm in einem freien Markt keine Regierung zu Hilfe eilt.
Auch wenn Konkurse von unrentablen Unternehmen für die betroffenen Mitarbeiter kein schönes Erlebnis sind, so sind diese für das Allgemeinwohl ungemein wichtig: Würden diese Unternehmen weiterhin künstlich am Leben erhalten (beispielsweise, weil sie vom Staat subventioniert werden), würde dies bedeuten, dass sie knappe Ressourcen zur Herstellung von Produkten und Dienstleistungen verschwendeten, die von zu wenigen Menschen nachgefragt werden. Diese wertvollen Ressourcen (materielle und personelle) würden daher besser einem anderen Verwendungszweck zugeführt, wo sie für die Menschheit mehr Nutzen stiften. Der freie Markt mit seinem Profiterfordernis stellt diese altruistische Ausrichtung der Marktprozesse sicher.
Profite und Verluste sind folglich wichtige Indikatoren, die uns anzeigen, ob unsere Tätigkeiten mit dem Gemeinwohl im Einklang stehen. Bereits Adam Smith (1723–1790) hatte dies in seiner Theorie der unsichtbaren Hand erkannt. Profitorientiertheit ist ein grundsätzliches Erfordernis einer Gesellschaft, die überleben und wohlhabend sein will. Wer das Profitstreben verdammt, verdammt im Grunde genommen auch die Prosperität und das Leben selbst.
In diesem Sinne sind nicht-profitorientierte Akteure nicht unbedingt die Helden, als die man sie gerne darstellt, und die profitorientierten Unternehmer auch nicht die Schurken, als die sie gerne abgestempelt werden. Denn unseren hohen Lebensstandard haben wir profitorientierten Unternehmern zu verdanken, die ihre Weitsicht, ihr Können sowie ihre gute Kundenorientierung unter Beweis gestellt haben.
Die Vorstellung, Non-Profit-Unternehmen und staatliche Betriebe seien ethischer als private Unternehmen, weil sie keine Profite erzielten und sich daher auf das «Gemeinwohl» konzentrieren könnten, ist auch deshalb vermessen, weil «Non-Profit-Anliegen» nur dank anderswo erwirtschafteten Profiten überhaupt erst finanziert werden können. Würden nirgendwo Gewinne erzielt, stünden keine Mittel zur Förderung sogenannter «Non-Profit-Projekte» zur Verfügung. Die Profitoptimierung ist also eine notwendige Bedingung für Non-Profit-Anliegen.
Altruismus zeigt sich auf einem freien Markt nicht im Verzicht auf Gewinne, sondern in der Art der Gewinnverwendung. Es ist daher auch nicht Aufgabe der Konzernmanager, eine «Corporate Social Responsibility» zu implementieren, wenn diese zulasten von Gewinnen geht. Vielmehr ist es an den Aktionären und Eigentümern der Firma, ethische Entscheidungen hinsichtlich der Verwendung von Gewinnen zu treffen. In erster Linie will man ja nicht dem Marktpartner Gutes tun, sondern Leuten, die besonders bedürftig sind oder denen man persönlich nahesteht, wie z.B. Familienangehörigen, Freunden und Bekannten. Viele Menschen versuchen gezielt, ihr Einkommen am Markt zu erhöhen, um sich im Bereich des Privaten oder auch zur Unterstützung von Hilfswerken und Bedürftigen umso solidarischer und grosszügiger zeigen zu können.
Selbstverständlich gibt es unter den Menschen Unterschiede, was den Grad ihres Altruismus angeht. Während die einen den Nächsten mehr lieben als sich selbst, gewichten andere ihren Eigennutz höher, auch wenn darunter durchaus viele rücksichtsvolle und ehrliche Menschen zu finden sind. Die Marktwirtschaft – jenes System also, bei dem es um die Erwirtschaftung von Profiten geht – kommt jedoch ganz ohne Altruismus aus. Es veranlasst nämlich die Marktteilnehmer, ohne es zu wollen, anderen Gutes zu tun. Der Volkswirt Roland Vaubel schreibt treffend: «…was letztlich zählt, ist nicht die altruistische Gesinnung, sondern die tatsächliche Wirkung.» Nicht Immanuel Kants «guter Wille», sondern Adam Smiths konsequenzialistische Ethik rechtfertige die Gewinnoptimierung in der Marktwirtschaft.
Sozialingenieure in der Politik hingegen trachten lediglich danach, den Profit, den andere erwirtschaftet haben, anders – nämlich gemäss ihren eigenen Vorstellungen – zu verteilen, was egoistisch ist. Die staatliche Umverteilung von erwirtschafteten Profiten bedarf im Gegensatz zum Unternehmertum keiner besonderer Fähigkeiten. Eine grosse Portion «Anmassung von Wissen» genügt, wie der Nobelpreisträger Friedrich August von Hayek es formuliert hatte. Jeder kann sich zum vermeintlich Allwissenden aufspielen und behaupten, selbst am besten zu wissen, welche Art der Verteilung nun gerecht sei und welche Bedürfnisse die Menschen tatsächlich hätten. Doch damit wendet man lediglich seine eigenen, subjektiven Standards an und zwingt diese seinen Mitmenschen rücksichtslos auf.
Wenn also jemand moralisch niederträchtig und menschenverachtend vorgeht, dann jene, die Zwang und Gewalt gegen Produktive androhen oder anwenden, denen wir unsere hohen Lebensstandards zu verdanken haben.
Bewährt haben sich nicht solche Systeme, die den Profit verdammen und das Gewinnstreben politisch unterdrücken. Vielmehr sind es solche Systeme, die den Profitmaximierern möglichst grosse Freiheiten einräumen, in welchen die Wirtschaft nicht mit unzähligen Regulierungen, Verboten und Vorschriften eingedeckt und in denen das Wirtschaften nicht durch exorbitante Steuern unattraktiv gemacht wird.
In diesem Sinne gilt: Ein Hoch auf die Profitmaximierer!