Nach der Veröffentlichung meines ersten Buches „Geldzeitenwende“ habe ich in vielen Gesprächen und einer signifikanten Anzahl von Vortragsveranstaltungen festgestellt, wie unverstanden das Phänomen Geld tatsächlich ist. Zudem bin ich selbst bildlich gesprochen noch tiefer in den Kaninchenbau gefallen und gewinne nahezu jeden Tag neue Erkenntnisse zur Geldtheorie, Geldgeschichte, der Psyche der Menschen und menschlichem Handeln im Allgemeinen. Der Grund für die Veröffentlichung eines weiteren und deutlich umfangreicheren Werkes zum Thema Geld ist recht einfach: Die Menschen werden nach wie vor durch das heutige Bewirtschaftungsgeld zur monetären Ader gelassen. Solange das heutige Geldsystem nicht überwunden ist, sollten täglich geldkritische Texte und Bücher veröffentlicht werden.
Vor allem die psychologische Komponente und die Prägung der Menschen stehen einer kritischen Beleuchtung des aktuellen Geldwesens im Weg. Diesen Aspekt habe vermutlich nicht nur ich unterschätzt. Das vorliegende Werk soll das Thema Geld auf Basis meiner Erkenntnisse einem hoffentlich immer breiter werdenden Publikum zugänglich machen. Darüber hinaus stellte ich fest, dass auch im geldkritischen Lager Irrtümer zur Geldschöpfung der Geschäftsbanken herrschen. Es kann empirisch belegt werden, dass die Zentralbanken für die Geldschöpfung innerhalb der Geschäftsbanken keine Rolle spielen. Eine entsprechende Studie zur Geldschöpfungscausa wird in diesem Zusammenhang erörtert.
Auch die Frage der Herkunft des Zinses spielt in diesem Werk eine große Rolle. Ein Umdenken hinsichtlich der Existenz eines zentralplanerisch festgelegten Zinses ist zwingend erforderlich. Dabei geht es in dem Buch nicht um reine Theorie, sondern um die Symbiose aus Theorie und praktischen Vorgängen und Beispielen.
Fragen und Thesen zum Thema Geld
Viele Fragen zum Thema Geld drängen sich auf:
- Warum wird Geld so wenig verstanden sowie kaum hinterfragt und warum merken die Menschen nicht, dass sie durch das aktuelle Geld bewirtschaftet werden?
- Warum nehmen die Menschen es hin, dass Geld einfach da ist und eine zwangsmonopolistische Struktur aufweist? Zwangsmonopolistisch in der Gestalt, dass die Menschen nicht, wie bei anderen Gütern, die freie Wahl zwischen verschiedenen schadlos ablehnbaren Angeboten haben.
- Welche Bedeutung spielen das staatliche Bildungswesen und die weitgehend zentralisierte und staatlich dominierte Medien- und Meinungsbildungslandschaft?
- Ist es den Menschen nicht bewusst, dass Geld als Kalkulationselement von integraler Bedeutung für eine Gesellschaft und für die Produktionsstruktur eines Landes ist?
- Haben die Menschen Kenntnis über den umverteilenden Charakter (unsozial und leistungsungerecht) eines inflationären Geldwesens?
- Weshalb akzeptieren die Menschen ein Zwangsmonopol und befürworten nicht den entmachtenden Entdeckungswettbewerb um das beste Geld?
- Gehen die Menschen dem Narrativ auf den Leim, man könne durch Geldproduktion Wohlstand und wirtschaftliche Prosperität erzeugen? Warum verstehen sie nicht, dass der Wohlstand der Menschen nur durch eine Ausweitung der Menge an Gütern und Dienstleistungen gemehrt werden kann?
Auch eine kleine Auswahl an Thesen, die dieses Buch tragen, möchte ich schon an dieser Stelle darlegen:
- Durch die Öffnung der asiatischen Märkte konnten viele Produkte wesentlich günstiger produziert und in die westliche Welt importiert werden. Durch diesen Umstand wurde das inflationäre Geldwesen querfinanziert bzw. über den Effekt dieser rückläufigen Preise gelang es, die Menschen zu täuschen.
- Die Goldkaufkraft der durchschnittlichen Arbeitseinkommen in Deutschland ist im Zeitraum von 1970 bis 2023 um 90 Prozent gefallen. Wären sich die Menschen dieser Tatsache und des ursächlichen Grundes der geldsystemisch induzierten Geldmengenausweitung bewusst, würde das staatliche Geld keine Akzeptanz mehr finden.
- Fiat-Geld verwirrt die Menschen auf Basis des inflationären Charakters. Die Menschen fühlen sich reicher, sind es aber gar nicht. Die durchschnittlichen Nettolöhne (ledig und kinderlos) stiegen im Zeitraum zwischen 1970 und 2023 laut Statista in Deutschland zwar um ungefähr 475 Prozent, aber sie bekommen nur noch ungefähr ein Zehntel an Gold. Das heißt, sie müssen zehnmal so lange arbeiten, um die identische Menge an Gold wie 1970 durch ihre Arbeitskraft zu erwerben. Der Wirkungsgrad ihrer Arbeitsleistung ist durch das Gelddrucken extrem herabgesetzt worden. Die Arbeitszeit der Menschen wurde entwertet.
- Die Herabsetzung der Arbeitskaufkraft erschwert den Kapitalaufbau und richtet sich folglich gegen die Eigentumsrechte der Menschen. Die Ersparnisbildung wird erschwert und so werden die Menschen auf diese Weise dazu gezwungen, Immobilien und andere Anschaffungen durch Fremdkapitalaufnahme (Kredite) zu erwerben. Die Kredite erzeugen automatisch ein Abhängigkeitsverhältnis. Das Abhängigkeitsverhältnis kann sehr ungesund werden, wenn z. B. die Marktpreise für die Immobilie so weit fallen, dass sie die Kreditsumme unterschreiten. Auf diese Weise haben viele Menschen zu Zeiten der Großen Depression im Zuge der Preisabstürze nach 1929 ihr Immobilieneigentum verloren.
- Ein kollektivistisches Geldwesen dient nicht dem Individuum. Es dient der Kollektivierung, der Bewirtschaftung der Menschen, der Zentralisierung und richtet sich folglich auch gegen den kleinteiligen, dezentralen und vornehmlich eigenkapitalbasiert agierenden Mittelstand.
- Die selbstzerstörerischen Elemente des Fiat-Geldwesens führen gesamte Volkswirtschaften in die kollektive Überschuldung. Auf diese Weise werden die Eigentumsrechte im ersten Schritt durch Inflation und im zweiten Schritt durch Deflation untergraben. Die Inflation enteignet durch Geldmengenausweitung und Teuerung. Die Deflation lässt die Preise für Vermögenswerte einbrechen und könnte bei entsprechend höherer Schuldenlast zum Eigentumsverlust durch Zwangsverkäufe etc. führen.
- Das durch Zentralbanken herbeigeführte Wechselspiel aus Inflation und Deflation zentralisiert die Welt mit jedem Zins- und Geldzyklus. Durch diese Zyklen kreieren die Zentralbanken Konjunkturzyklen. Die daraus resultierende Machtfülle der Zentralbanken ist gewaltig.
- Durch die Manipulation der Zinsen und die Inflationierung der Geldmengen kommt es zu gewaltigen Fehlsteuerungen von Rohstoffen und sonstigen Ressourcen (Arbeit, Kapital usw.). Das aktuelle Geldsystem trägt auf diese Weise maßgeblich zu gewaltigen Ressourcenverschwendungen bei. Der Umwelt werden erhebliche Schäden zugefügt.
- Ludwig von Mises vertrat die Auffassung, dass jeder kreditbasierte Boom früher oder später in sich zusammenbrechen muss. Die Gründe sind vielfältig. Die wachsende Staatstätigkeit hemmt die Produktivität und schöpft so zuvor erzeugten Wohlstand ab. Die Armut der Bevölkerung nimmt folglich zu. Jedoch kommt es auch darüber hinaus zu einer Fehlsteuerung von Kapital, Ressourcen und Arbeitskräften. Auch das hemmt die Produktivität und schadet der Umwelt.
Der nächste zentrale Punkt zur Stützung der Zusammenbruchthese ist in der vollständigen Verzerrung der Produktionsstruktur eines Landes zu nennen. Das neu geschaffene Geld führt zu Verzerrungen in dem die Nachfrage hauptsächlich, z. B. in den Immobilien- oder Aktienmärkten, zu Verknappungen führt. Es handelt sich um künstlich erzeugte und substanzarme Boom-Phasen. Diese brechen dann zusammen, wenn die ursprünglich aufgestellten Kalkulationen aufgrund der nachfrageinduzierten Teuerungseffekte (Nachfrage übersteigt das Angebot und in der Folge steigen die Preise) nicht mehr aufgehen.
Es kommt zu Pleiten und zu Spannungen in den Finanzmärkten. Diesen entgegnet man durch eine noch lockerere Geldpolitik und so wird die Wirtschaft immer unproduktiver. Die Produktion richtet sich nicht mehr an den Bedürfnissen der Konsumenten aus, sondern sie richtet sich z. B. nach staatlichen Subventionsprogrammen und in Richtung der unnatürlich boomenden Branchen aus. Mit jedem Zyklus reduzieren sich die marktwirtschaftlichen Anteile und so mündet diese Entwicklung irgendwann in der Plan- und Zuteilungswirtschaft.
Aus meiner Sicht ist dieser Zusammenbruch nicht zwangsläufig als lauter und kurzer Knall oder Crash zu definieren. Der Zusammenbruch kann sich auch durch einen schleichend und später dynamisch zu charakterisierenden Niedergang von Wirtschaft und Gesellschaft vollziehen.
Das Fischdarlehen bei Robinson Crusoe
Der in der Denktradition der Österreichischen Schule lehrende deutsche Ökonom Hans-Hermann Hoppe (geboren 1948) führte den Vorgang des Kollapses kreditbasierter Boomphasen einmal sehr eingängig am Beispiel Robinson Crusoes aus. Diese kleine Geschichte gebe ich kurz mit meinen eigenen Worten wieder:
Robinson war gemeinsam mit seinem Freund Freitag allein auf einer einsamen Insel. Sie ernährten sich vornehmlich von Fisch, und Robinson hatte einen kleinen Vorrat angelegt. Freitag kam nun auf die Idee, ein Fischernetz zu bauen. Da er mit der Konstruktion des Netzes beschäftigt war, konnte er einen Tag nicht fischen. Er vereinbarte mit Robinson einen Darlehensvertrag, der besagte, dass Freitag einen Tag von Robinsons Fischen leben durfte.
Durch das Fischernetz erhöhte Freitag seine Effektivität (Produktivität) und so konnte er mehr Fische als zuvor fangen. Er war also binnen kürzester Zeit in der Lage, Robinson das Fischdarlehen inklusive Verzinsung zu bezahlen. Es handelte sich um einen durch Fische gedeckten Kreditvertrag. Die Deckung kam durch die vorherige Ersparnisbildung von Robinson Crusoe zustande.
Man stelle sich nun einmal vor, Robinson hätte Freitag das Versprechen des Fischbezugs (Bezugschein auf Fische = Geld) ohne vorherige Ersparnis- oder Vorratsbildung abgeben. Der Schwindel wäre in dieser Zwei-Personen-Volkswirtschaft schnell aufgeflogen und Freitag hätte sein Projekt absagen müssen, um selber wieder fischen zu gehen. Exakt so, also ohne Deckung und Ersparnisbildung funktioniert das heutige Fiat-Geldsystem. Der Schwindel kann nur betrieben werden, weil es sich um riesige anonyme Volkswirtschaften handelt. Dieses kleine Beispiel führt aus meiner Sicht die Fragilität von ersparnislosen kreditfinanzierten Projekten vor Augen.
Modellierbarkeit des menschlichen Handelns
Das zwangsmonopolistische Wesen führt aufgrund mangelnden Wettbewerbs unweigerlich zu einer Zentralisierung von Macht, einer Zentralisierung wirtschaftlicher Strukturen und einer sozial ungerechten Werteverteilung und Werteumverteilung.
Warum erkennen nur so wenig Menschen diese Umstände und die anatomischen Fehlkonstruktionen? Auf all die genannten Fragen werden Sie in diesem Buch ausführliche Antworten und empirische Belege erhalten. Die vielen Grafiken sollen keineswegs zum Ausdruck bringen, ich sei ein Anhänger der Historischen Schule bzw. des Empirismus.
Statistik ist Geschichtsschreibung anhand von Zahlen, sagte einst sinngemäß der große Ökonom und Vordenker der Österreichischen Schule der Nationalökonomie Ludwig von Mises. Unmöglich lassen sich auf Basis von historischen Erzählungen und Ereignissen Prognosen für die Zukunft ableiten. Menschliches Handeln ist kein Laborexperiment und die Ereignisse der Vergangenheit werden sich nicht exakt so wiederholen. Die Menschen sind andere, sie sind anders geprägt und sie nutzen andere Technologien. Allein diese drei Punkte weisen die These der Prognosefähigkeit der Historischen Schule (Erkenntnisse aus historischen Daten gewinnen, um Zukunftsprojektionen zu tätigen bzw. um Staats- und Zentralbankeingriffe zu rechtfertigen) überzeugend zurück.
Die Modellierbarkeit des menschlichen Handelns ist schier unmöglich, aber genau dieser Glaubenssatz wird durch interventionsbejahende ökonomische Irrlehren über die staatliche Bildung in die Köpfe der Menschen gepflanzt. Gerade in Bezug auf die zentralplanerische Zinsfestsetzung und die ebenso zentralplanerische Geldmengensteuerung soll den Menschen, u. a. durch staats- und zentralbanknahe Ökonomen, die Funktionsweise der geldpolitischen Steuerungselemente glaubhaft gemacht werden. Insgesamt stehen wir als Menschheit vor großen methodologischen Fragestellungen. Durch die staatliche Protegierung und Finanzierung der Historischen Schule (inklusive sämtlicher darauf basierenden Bewegungen) wurde die Österreichische Schule der Nationalökonomie schrittweise aus den Köpfen der Menschen gestrichen.
Das war nicht immer so, denn zu Beginn des 20 Jahrhunderts hatte Österreich mit Eugen Böhm von Bawerk sogar einen Ökonomen der Österreichischen Schule als Finanzminister. Er war ein strikter Kämpfer für die unbedingte Einhaltung der Golddeckung und der ausgeglichenen staatlichen Haushaltsführung. Je größer die Staatsausgaben sind, desto größer sind auch der staatliche Anteil am Wirtschaftsleben und somit auch die Machtfülle, doch Finanzminister Böhm von Bawerk verzichtete auf Einfluss und Macht, weil er durch seinen ökonomischen Hintergrund um das Schadenspotenzial für die Bevölkerung wusste. Man könnte ihn als sachorientierten Finanzminister bezeichnen. Die Sache und sein eigenen ökonomisches Ideal waren ihm wichtiger als seine eigene Machtfülle.
Kurz vor seinem Tode im Jahre 1914 veröffentlichte Böhm von Bawerk einen Aufsatz mit dem Titel „Macht oder ökonomisches Gesetz“. In diesem Werk beschreibt er, dass auf lange Sicht immer die Urkraft der Ökonomie durchschlagen wird. Eine Regierung kann eine gewisse Zeit durch hohe Haushaltsdefizite und somit neue Schulden Scheinprosperität durch Staatsinterventionen erzeugen und ihre eigene Macht durch Staatsinterventionen (z. B. durch Sozialprogramme und sogenannte Hilfspakete) ausweiten. Allerdings wird die Zeche früher oder später durch Teuerung und steigende Armut bezahlt werden. Geldverschlechterung hat immer einen Preis. Es ist der Preis der sinkenden Kaufkraft, und die Kaufkraft sinkt zumeist dynamischer, als die Nettolöhne steigen. Die Verlockung der Macht ist nichts anderes als ein gegenwartsorientierter Fehlanreiz. Dieser geht durch die zeitversetzten Kaufkraftminderungseffekte zu Lasten der Zukunft.
Heutzutage scheint der systemische Machtanreiz zu dominieren und so erleben wir seit der Abkehr von der Golddeckung im Jahre 1914 eine permanente Geldverschlechterung Die empirisch orientierte Historische Schule gewann aufgrund der Waffenungleichheit gegenüber der Österreichischen Schule den Methodenstreit.
Die normative Kraft des Faktischen (das ökonomische Gesetz) zeigt jedoch, dass im Zeitablauf zwangsläufig ein neuer Methodenstreit erwachsen könnte. Unwiderlegbare Natur- und Sozialgesetze lassen sich nicht außer Kraft setzen, auch wenn man durch Täuschung den faulen Zauber einige Jahre aufrechterhalten kann.
Ein neuer Methodenstreit
In den staatlich protegierten ökonomischen Methoden geht man davon aus, dass die Ökonomie eine empirische Erfahrungswissenschaft ist. Die subjektive Interpretation von historisch aufgezeichneten Handlungsmustern (historische Phänomene) lässt sich jedoch nicht in die Zukunft fortschreiben. Menschliches Handeln ist keine Erfahrungswissenschaft. Die Technologien und Lebensumstände entwickeln sich ebenso weiter, wie die Menschen sich selbst verändern und weiterentwickeln. Wenn in der Vergangenheit das Verhalten A zu dem Ergebnis B führte, dann gilt das nicht auch automatisch für die Zukunft, denn die Menschen lernen hinzu und verändern ihre Handlungsmuster.
Die Modellierbarkeit ist für menschliches Handeln schlichtweg nicht durchführbar, da es keinen objektiven Standard für menschliches Handeln geben kann und da menschliches Handeln nicht durch konstante Größen gekennzeichnet ist. Menschliches Handeln basiert auf den subjektiven und sich permanent dynamisch verändernden Werturteilen von mehreren Milliarden Menschen.
Mit den Methoden der Historischen Schule versuchen staatliche Institutionen, mit statischen Modellen dynamische Prozesse und Phänomene zu analysieren und zu extrapolieren. Statisch/theoretische Konzepte beißen sich dabei mit der Dynamik der Praxis. Darüber hinaus werden die aufgezeichneten Daten von Menschen subjektiv interpretiert. Böse gesprochen richtet sich Subjektivität auch nach dem Willen der Auftraggeber. Außerdem fließen persönliche Relevanzurteile mit in das Interpretationsspektrum ein. Welche Bedeutung also welchem Faktor zugemessen wird, liegt im Auge des Betrachters. Im Zweifel dienen die verschiedenen staatlichen Ökonomen ihren Dienstherren und agieren als eine Art intellektueller Leibgarde der herrschenden Kaste.
Auf diese Weise führt die Entwicklung dazu, dass Regierungshandeln und staatliche Interventionen durch das Interpretieren der Daten eher gerechtfertigt als kritisiert werden. Die heute weitverbreitete Ökonomie versucht bislang recht erfolgreich, den Menschen glaubhaft zu machen, dass es sich bei der Ökonomie um eine Naturwissenschaft handeln würde. Klassische Naturwissenschaften kann man als das Beschreiben von isolierbaren konstanten Zusammenhängen zwischen messbaren Größen und der Beurteilung von klaren Ursache-Wirkung-Zusammenhängen einstufen. Menschliches Handeln kann unmöglich als Naturwissenschaft, sondern ausschließlich als Handlungswissenschaft (Praxeologie nach Ludwig von Mises) verstanden werden. Geld als Tauschmedium spielt die zentrale Rolle für menschliches Handeln.
Durch die staatliche Bildung (universitär wie schulisch) ist es gelungen, die Menschen mehrheitlich von der mathematischen Modellierbarkeit sämtlicher Ereignisse und damit verbundener Projektionen zu überzeugen. Diese Aussage ist nicht auf das menschliche Handeln und die Ökonomie begrenzt. Auch bei längerfristigen Temperaturentwicklungsprognosen oder bei Krankheitswellen finden diese Methoden Anwendung.
Es handelt sich jedoch um Illusionen, die ausschließlich durch das zentralisierte Bildungswesen und die ebenfalls weitgehend zentralisierten Medien aufrechterhalten werden können. Komplexe Phänomene haben viele nicht messbare Faktoren, Variablen und Wechselwirkungen. Besondere Dynamik und Volatilität können die sogenannten unbekannten Unbekannten erzeugen. Also Einflussfaktoren, die plötzlich hinzukommen oder schlichtweg nicht beachtet bzw. in ihrer Bedeutung untergewichtet werden. Es ist unmöglich, ein wissenschaftliches Experiment von derartiger Komplexität durchzuführen. Dies schränkt den Wert empirischer oder historischer Erkenntnisse über komplexe Phänomene stark ein, da es unmöglich ist, zwischen Verursachung und Auftreten-zusammen-mit zu unterscheiden.
Denken Sie an die Analyse in Bezug auf die Teuerungsentwicklung der vergangenen Jahre. Die staatlichen Ökonomen und Geldplaner der EZB haben überhaupt nicht auf monetäre Einflussfaktoren (Geldmengendynamik) abgestellt. Ob bewusst oder unbewusst, sei einmal dahingestellt. Im übertragenen Sinne hat der Hund den falschen Baum angebellt, die Katze saß offensichtlich auf einem anderen Baum.
Aus diesen methodologischen Kritikpunkten können wir eine Wissensanmaßung schlussfolgern: Die Räte der Zentralbanken geben vor, sämtliche Effekte ihres gelpolitischen Handels zu kennen, und sie ignorieren die schädlichen Auswirkungen der Geldmengenausweitung und Zinsmanipulation. Subjektives Interpretieren historischer Daten und Aufzeichnungen bedeutet, dass nicht zwingend intellektuell unabhängige „Experten“ zu unterschiedlichen und gegensätzlichen Einschätzungen kommen. Wissenschaft sollte beschreiben, was ist, und nicht, was von einer herrschenden Klasse vorgegeben zu sein scheint.
Die Dominanz der vorherrschenden Deutungshoheit der Nachfolger der Historischen Schule sollte aufgebrochen werden. Ein neuer Methodenstreit ist unumgänglich, den die Resultate der verschuldungsökonomischen Denkrichtung richten offensichtliche Schäden und leistungslose Umverteilungseffekte an. Auch diese Schrift soll einen Beitrag zum neuen Methodenstreit liefern.
„Erfahrung ist immer Erfahrung der Vergangenheit. Erfahrung und Geschichte liegen nie in der Zukunft. Diese Binsenweisheit müsste nicht wiederholt werden, wenn es nicht das Problem der Prognosen der Statistiker gäbe.
… Statistik ist […] eine spezifische Methode der Geschichtsschreibung. … Sie handelt von der Vergangenheit und nicht von der Zukunft. Wie jede andere Erfahrung von der Vergangenheit kann sie gelegentlich wichtige Dienste bei der Zukunftsplanung leisten, aber sie sagt nichts aus, das direkt für die Zukunft gültig ist.“
„…Daten, die von komplexen historischen Phänomenen gewonnen werden, können niemals eine Theorie beweisen oder widerlegen.“
Ludwig von Mises
Konsumentensouveränität als Essenz der Marktwirtschaft
Nach meiner Beobachtung wurden die Menschen zudem von wichtigen historischen Erkenntnissen und bekannten Wissen abgeschnitten. Die Verbindung zu den großen Denkern der vergangenen Jahrhunderte und der freiheitlichen Zeit scheint ganz offensichtlich gekappt worden zu sein. Das gilt auch für die unverfälschte Darstellung dessen, was Geld eigentlich ist und wie ein Gut zu Geld wird. Große Denker wie z. B. Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) wussten um die Kriminalität und das Geschäftsmodell der Geldverschlechterung.
In den Köpfen der heute als intellektuell protegierten Personen spielt das Thema Geld dagegen überhaupt keine tiefergehende Rolle. Möglicherweise unterschätzen sie das Thema, vielleicht haben sie aber auch die Verbindung zu den großen Denkern und dem Menschheitswissen verloren, ob bewusst oder unbewusst, sei dahingestellt. Es gilt zunächst die Unschuldsvermutung. Allerdings gibt es monetäre Sachzwänge. Abhängigkeitsverhältnisse schaden dem Erkenntnisgewinn, dem offenen Diskurs und der freien öffentlichen Rede.
Dieses Werk soll auch dabei helfen, diese Verbindung zu den großen Denkern wieder herzustellen, und zwar dergestalt, dass die Menschen mehrheitlich auf der Grundbasis der Botschaften der historischen Vordenker zu einem selbstständigeren Denken darüber kommen, durch welche gesellschaftliche Ordnung zufriedenstellende Produkte und Dienstleistungen entstehen. Gemeint ist eine konsequent konkurrenzwirtschaftliche Ordnung. Sie lässt eine Welt aus ablehnbaren Angeboten entstehen und ist ausgezeichnet durch eine absolute Konsumentensouveränität.
Ebendiese Konsumentensouveränität ist die Essenz der Marktwirtschaft, und sie sollte für sämtliche Bereiche der menschlichen Interaktion und menschlichen Kooperation gelten. Man könnte auch von der Konsumentenherrschaft sprechen. Die Konsumenten stimmen Tag für Tag mehrfach darüber ab, welche Produkte, Waren, Güter und Dienstleistungen sie als sinnvoll erachten. Aus diesen Nachfragesignalen ergibt sich dann die Produktionsstruktur einer Volkswirtschaft. Die Konsumenten sind die Könige und die Unternehmen dienen den Konsumenten, indem sie ihre Produktion oder Dienstleistungsangebote an den Bedürfnissen der Konsumenten ausrichten. Auf diese Weise sollte sich die Produktionsstruktur eines Landes von unten und auf Basis der Präferenzen der Menschen bilden können.
Jeder Mensch hat andere Bedürfnisse und Präferenzen, wenn es um die Bedürfnisbefriedigung und die Wahl nach dem passenden Produkt (z. B. Geld) geht. Sämtliche zentralplanerisch entwickelten Methoden führen neben der Fehlsteuerung von Ressourcen und Gütern unweigerlich zu einer Art Präferenzanmaßung. Die Planer können die Bedürfnisse der Menschen nicht kennen, und so produzieren sie an den Präferenzen der Menschen vorbei, indem sie sich anmaßen, die Präferenzen kennen zu können.
Allein dieser Umstand führt dazu, dass monopolistische oder gar zwangsmonopolistische Angebots- oder Organisationsstrukturen nicht zu einer allumfassenden Bedürfnisbefriedigung führen können. Die Bedarfshaltung der Menschen ist zudem recht dynamisch. Sie verändert sich im Laufe der Zeit und auch im Laufe eines Lebenszyklus eines jeden einzelnen Menschen. Durch das sich dynamisch verändernde Nachfrageverhalten der Menschen werden Produkte überflüssig. Sie verschwinden vom Markt oder werden durch technische Innovationen vom Markt verdrängt. Eine Zentralplanungsstelle ist nicht in der Lage, die dynamische Entwicklung der Bedarfshaltung zu erkennen.
Zudem unterwirft sich die Zentralplanungsstelle, beim Geld ist es die Zentralbank, automatisch den systemischen Fehlanreizen. Abhängigkeiten sind ebenso offensichtlich wie logisch. Die Deutsche Bundesbank war noch vergleichsweise unabhängig von den Regierenden bzw. dem Staat. Bei der Europäischen Zentralbank sieht es schon deutlich anders aus. Sie ist mittlerweile sehr offensichtlich auf die monetäre Staatsfinanzierung ausgerichtet, und so ist die Gemeinschaftswährung zu einer Weichwährung verkommen. Die EZB wird als sogenannter Währungshüter bezeichnet, aber mit jedem neuen Euro Staatsverschuldung verschlechterte sie über die Jahre das Geld und setzte den Tauschwert der europäischen Einheitswährung herab.
In einem konkurrenzwirtschaftlichen Umfeld wären dieser Geldverschlechterung enge Grenzen gesetzt. Die Menschen würden in härtere Gelder ausweichen und den Euro meiden. Das Bewusstsein, dass Euro, US-Dollar und Co. nicht mehr zur Aufbewahrung von Werten taugen, steigt zwar im Laufe der Zeit, dennoch scheint das Vertrauen der breiten Masse der Bevölkerung noch vorhanden zu sein.
Ein Ausweichen in Edelmetalle wird zum Teil durch Besteuerung erschwert. So hält der Staat den Wettbewerb klein bzw. bekämpft ihn aktiv. Tauschvorgänge in anderen Geldern werden durch die unterjährige Spekulationssteuer monetär belastet. Der Staat und die Sonderinteressen, die ihn für ihre Zwecke einspannen, haben kein Interesse an einem aufkommenden Wettbewerb um das beste Geld.
Es besteht großes Interesse daran, das vorhandene Geldwesen aufrecht zu erhalten. Aufklärung ist notweniger denn je. Gerade in Zeiten, in denen selbst geldtheoretisch nicht sonderlich interessierte Menschen durch die spürbaren Kaufkraftminderungseffekte kritischer in Bezug auf das staatlich verordnete Zwangsgeld werden, sollte der Boden für eine Aufklärung auf breiter Front gegeben sein. Ich hoffe, die Lektüre dieses Buches trägt ihren Teil dazu bei und es gelingt, mehr Menschen für die Geldtheorie und Ökonomie begeistern zu können.
Geld als Machtererlangungsmittel
Das Geldwesen ist nach meiner Beobachtung ein verlängerter Arm der Kollektivisten, also der Befürworter von planwirtschaftlichen Elementen. Kollektivisten sind absolute Gegner des Privateigentums und der Marktwirtschaft. Treffend könnte man in der Causa Geld auch von einem Machtererlangungsmittel sprechen. Der staatliche Anteil an der Wirtschaftsleistung oder Aktivitäten zur Aufrüstung wollen auch irgendwie finanziert werden. Rein durch Steuereinnahmen wäre schnell die maximale Bewirtschaftungsgrenze der Menschen erreicht. Das Erreichen oder Überschreiten dieser Grenze würde Wählerstimmen kosten.
Durch das Fiat-Geldwesen war es möglich, dass der staatliche Anteil an der Wirtschaftsleistung (Staatsquote) immer weiter ausgedehnt wurde. Die empirischen Daten sprechen an der Stelle eine klare Sprache. Das Kaiserreich operierte mit einer Staatsquote von deutlich unter 10 Prozent. Erst mit der Kriegswirtschaft nach 1914 dominierte der staatliche Einfluss. Die junge Bonner Republik startete nach dem Zweiten Weltkrieg mit etwas über 30 Prozent staatlichem Anteil am wirtschaftlichen Geschehen. Ludwig Erhard (1897–1977) war sich als freiheitlich eingestellter Wirtschaftsminister bewusst, dass ein hoher staatlicher Einfluss den Produktivkräften der freiwilligen Tauschwirtschaft diametral gegenüber steht. Erhard kritisierte die Politik der Verschuldung und der Geldmengenausweitung. Inflation (Ausdehnung der Geldmenge durch Kreditvergabe, insbesondere durch neue Staatsschulden) bezeichnete er als Verbrechen.
Die Aufhebung der Preisbindung durch Ludwig Erhard ermöglichte freie marktwirtschaftliche Preisbildung. Diese Maßnahme war es, die das sogenannte Wirtschaftswunder entfachen konnte, weil die Preise sich wieder frei bilden konnten und die tatsächlichen relativen Knappheitsverhältnisse aus Angebot und Nachfrage widerspiegelten. Nach der Preisfreigabe stiegen die Preise recht dynamisch und es gab sogar einen Generalstreik, den einzigen Generalstreik nach 1945.
Ludwig Erhard widerstand aus Überzeugung dem heftigen Gegenwind. Doch er war kein Machtpolitiker, in der Machtposition des Bundeskanzlers war er nach nur drei Jahren Geschichte. Nach seinem Abtreten von der politischen Bühne begann die Schuldenpolitik. Die Staatsquote wuchs dynamisch, die Geldmenge steigerte sich und die Kaufkraftminderungseffekte verteuerten das Leben der Menschen. Diese Entwicklung kam und kommt schleichend daher. Die Grenzen werden langsam verschoben und irgendwann wird der vergleichsweise schlanke Staat zum Maximalstaat. Die Beweisführung lässt sich mit der folgenden Abbildung darstellen.
Je größer die Staatsquote, desto größer ist die Machtfülle der Regierenden und desto geringer der Privatsektor einer Volkswirtschaft. Eine hohe Staatsquote ist zudem mit geringer wirtschaftlicher und persönlicher Freiheit gleichzusetzen. Kritiker sprechen bei der Staatsquote gern auch von der Entmündigungsquote. Der Privatsektor ist stets als der produktive Bereich anzusehen. Der staatliche Bereich produziert nichts, er konsumiert, lebt von der Substanz und ist parasitärer Natur. Insofern gehen die Steigerungen der Staatsquote auch mit Produktivitäts- und Wohlstandsverlusten einher.
„Wer von Politik vernünftige Entscheidungen erwartet, hat nicht begriffen, dass der Wille zur Macht stärker ist als jede Vernunft.“
Roland Baader
Abbildung 1: Entwicklung der Staatsquote in Deutschland von 1890 bis 2020
Datenquelle: Bundesfinanzministerium
Was eigentlich ist Geld? Eine Geschichte von Roland Baader
Roland Baader hat eine wundervolle kleine Geschichte zum Thema Geld formuliert. Kaum ein Freiheitsdenker vor und nach Roland Baader hat es verstanden, so bildhaft und in leicht zugänglicher Sprache ökonomische Zusammenhänge zu verdeutlichen. Roland Baader hat als einer von wenigen Vertretern der Österreichischen Schule bereits vor Euroeinführung vor den Folgen gewarnt. Sämtliche seiner auch für ökonomische Laien leicht zugänglichen Werke empfehle ich Ihnen aus voller Überzeugung.
Baaders Geschichte lautet folgendermaßen:
Eigentlich ist es ganz einfach. Bei jedem Tausch – Kauf, Verkauf – wird Produktion gegen Produktion getauscht. Der Verkäufer bietet ein bereits produziertes oder noch zu produzierendes Gut (oder Dienste) an – und der Käufer als Gegenleistung ebenfalls.
Versetzen wir uns also in einen Realtauschmarkt ohne Geld. Ein Schuster bietet ein Paar Schuhe an. Ein Bäcker möchte sie haben und bietet dem Schuster dafür 30 Brote an, je ein frischgebackenes Brot an 30 Tagen. Bei der Transaktion wurde also ein bereits produziertes Gut gegen 30 noch zu produzierende Güter getauscht.
Nehmen wir nun an, der Schuster benötige kein Brot mehr, weil seine Frau selber bäckt. Er möchte aber die Schuhe verkaufen, um mit dem Erlös bei einem Bauer täglich frische Milch zu beziehen. Also sagt er dem Bäcker: «Gib mir einen Zettel mit deiner Unterschrift, auf dem geschrieben steht ‹Ich liefere an 30 Tagen des Jahres X je ein frisches Brot an den Inhaber dieses Zettels›».
Nun kann der Schuster zum Milchbauer gehen und ihm den Beleg gegen die Zusage anbieten, an 30 Tagen des Jahres X je einen Liter Milch abzugeben. Der Zettel fungiert also als Geld, das den Tausch erleichtert. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass nach wie vor Produktion gegen Produktion getauscht wird – nur eben mit Hilfe von Geldzetteln.
Irgendwann erkennen die Teilnehmer des Wochenmarktes, dass die Zettelwirtschaft zu kompliziert ist, weil Anzahl und Lieferzeitpunkt der zu tauschenden Einheiten nicht immer den Wünschen der möglichen Käufer und Verkäufer entsprechen. Sie beginnen, «echtes» Geld einzuführen, in Form von Gold und Silber. Es stellt für alle Beteiligten einen Wert dar, weil man es 1) nicht beliebig vermehren und 2) zu allseits geschätztem Schmuck verarbeiten kann.
Aber auch jetzt wird auf dem Markt Produktion gegen Produktion getauscht. Das Edelmetall ist nur als Mittel zur Tauscherleichterung dazwischengetreten. Der Schuster sagt nun: «Du kannst das von mir produzierte Paar Schuhe gegen soundsoviel Gold haben» – und der Käufer gibt ihm das Gold, das er nur deshalb besitzt, weil er vorher selber etwas produziert und gegen Gold getauscht hat.
Später kommen die Marktleute auf die Idee, nicht mehr Gold und Silber mit sich herumzutragen, sondern Zertifikate auszustellen, auf denen geschrieben steht: «Ich garantiere dem Inhaber dieses Zertifikates, dass ich es jederzeit gegen x Gramm Gold eintausche.» Wiederum hat sich an den Tauschvorgängen nichts geändert. Es wird Produktion gegen Produktion getauscht, nur mit einem kleinen Umweg über das Gold, und dann dessen Zertifikat.
Irgendwann taucht der Gedanke auf, nicht mehr lange Belege zu schreiben, sondern nur noch Zettel mit dem Aufdruck «1 G» oder «5 G» oder «10 G» usw. zu benutzen, ausgegeben von einem Goldschmied, bei dem das Gold hinterlegt wurde. Eines Tages reitet der örtliche Fürst vorbei, beobachtet das Markttreiben und sieht die Zettel, die als Tauschmittel dienen. Er weist seinen Kämmerer an, ein paar Tausend davon zu drucken. Der Kämmerer wendet ein: «Aber Euer Gnaden haben doch gar nicht so viel Gold, wie die Zettel ausweisen.» Der Fürst antwortet: «Das spielt keine Rolle, die Leute vertrauen mir. Sie haben sich daran gewöhnt, bei ihren Geschäften nur noch an G-Zettel zu denken und nicht mehr an das Edelmetall, das eigentlich dahinterstehen müsste. Außerdem verbiete ich den Gebrauch aller anderen Zettel außer den meinigen.»
So kommt das ungedeckte Papiergeld in die Welt. Es wird nun nicht mehr Produktion gegen Produktion getauscht, sondern Produktion gegen Papierfetzen, auf denen eigentlich stehen müsste: «Irgendjemand wird schon so dumm sein, gegen Hergabe dieses Zettels etwas zu produzieren, weil er glaubt, dieser sei nach wie vor eine Produktionszusage.» Sobald die Leute das merken und allmählich aufhören, etwas für die Papiere zu produzieren, werden die Güter teurer, weil es viel mehr Zettel als Güter gibt. Der Fürst wird seinen Kämmerer dann anweisen: «Erkläre die Zettel für wertlos und gib neue aus [Währungsreform]. Die Leute werden wieder eine Weile an diese glauben, weil sie sich noch daran erinnern, dass man in früheren Zeiten für echtes Geld tatsächlich etwas produziert hat.»
Bei diesem Text handelt es sich um die Einleitung aus dem neuen Buch von Benjamin Mudlack „Neues Geld für eine freie Welt“ (Edition Sandwirt, 2025).