Die Wirtschaftspolitiken sind stark geprägt von einer neomerkantilistischen Sicht auf den Aussenhandel. Diese Doktrin schaut auf Länder, als seien es Unternehmen. Die Verkäufe an die übrige Welt (Exporte) bilden dabei die Erlöse (Geldzufluss), die Käufe in der übrigen Welt (Importe) gelten als Kosten (Geldabfluss). In Kombination mit dem falschen Nullsummenglauben gelangt man so oft zum Schluss, die Überschussländer würden auf Kosten des Auslands leben, während die übrige Welt über den Tisch gezogen wird. Dieses Missverständnis stellt ein Einfallstor für schädliche Staatsinterventionen dar.
Die Weltwirtschaft ist kein Nullsummenspiel und Freihandel für alle Beteiligten von Nutzen aufgrund komparativer Vorteile. Jedes Land hat solche komparativen Vorteile, sofern diese nicht durch übermässige Zölle und Abgaben zunichte gemacht werden, sodass sich komparative Kostenvorteile nicht mehr in absolute Preisvorteile übersetzen können. Protektionisten schaden in erster Linie den Konsumenten: Kann jemand im Ausland Güter günstiger produzieren als Unternehmen im Inland, folgt daraus, dass die heimischen Ressourcen in anderen Produktionszweigen besser aufgehoben wären. Diesen fortlaufenden Strukturwandel durch politische Interventionen aufzuhalten bedeutet letztlich, Produktivitätsgewinne zu verschenken, die den Konsumenten zugutekämen.
Das Beharren auf Reziprozität erweist sich seit Längerem als Bremsklotz bei internationalen Freihandelsbemühungen. Es empfiehlt sich daher, den Freihandel auf unilateralem Weg voranzutreiben und Zölle ohne Rücksicht auf ein «Entgegenkommen» anderer Länder abzubauen. Dadurch erspart sich ein Land im Zeitalter zunehmenden Protektionismus schädliche Interventionsspiralen und bewahrt sich die Vorteile der freien Marktwirtschaft.
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