In einem neuen Buch mit dem Titel Wirtschaftsfaschismus: Extremer Etatismus in Aktion untersucht Michael von Prollius die weniger beachtete Seite repressiver faschistischer Ökonomie, den Wirtschaftsfaschismus, ohne dabei die politische Repression zu vernachlässigen.
Von Prollius bietet eine tiefgehende Analyse und einen Vergleich der wirtschaftlichen Systeme von Faschismus, Nationalsozialismus und Sozialismus. Er argumentiert, dass Faschismus und Nationalsozialismus oft fälschlicherweise als ausschliesslich rechtsgerichtete Phänomene betrachtet werden, während sie in ihrer Wirtschaftsstruktur auch kollektivistische und antikapitalistische Elemente aufweisen, ähnlich wie der Sozialismus. Dieser vergleichende Ansatz zeigt, dass beide Systeme extreme Formen des Etatismus darstellen und auf unterschiedliche Weise wirtschaftliche Kontrolle und Organisation praktizieren.
Das Buch hebt besonders die wirtschaftlichen Aspekte des Faschismus hervor, die in der öffentlichen Diskussion oft weniger Beachtung finden. Von Prollius beschreibt detailliert, wie der faschistische Staat durch einen korporatistischen Ansatz die Wirtschaft lenkt, ohne sie vollständig zu verstaatlichen. Dies unterscheidet sich von der oft simplifizierten Darstellung des Faschismus als rein politisches oder militärisches Phänomen und zeigt die Komplexität seiner wirtschaftlichen Steuerung.
Unterschied zwischen Sozialismus, Faschismus und Nationalsozialismus
Michael von Prollius unterscheidet in seinem neuen Buch klar zwischen Sozialismus und Faschismus bzw. Nationalsozialismus in wirtschaftlicher Hinsicht. Hier sind die wesentlichen Unterscheidungsmerkmale zusammengefasst:
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Grundlegende Wirtschaftsprinzipien:
Sozialismus:
- Der Sozialismus wird von Prollius als ein System beschrieben, das auf der Aufhebung des Privateigentums und der Errichtung von Kollektiveigentum basiert. Dieses System strebt eine zentrale Planwirtschaft an, bei der eine staatliche Planungsbehörde die gesamte wirtschaftliche Produktion und Verteilung kontrolliert.
- Entscheidungsprozesse in der Wirtschaft sind stark zentralisiert, und die Ressourcenverteilung erfolgt durch staatliche Organe. Die individuelle Freiheit wird zugunsten des Kollektivs eingeschränkt, und die staatliche Planung ist umfassend.
Faschismus und Nationalsozialismus:
- Im Gegensatz dazu betont der Faschismus die Beibehaltung des Privateigentums und der Unternehmensstruktur, jedoch unter strenger staatlicher Kontrolle und Führung. Das Wirtschaftssystem im Faschismus ist stark korporatistisch organisiert, wobei Unternehmen und Arbeitnehmer in staatlich gelenkten Körperschaften zusammenarbeiten müssen.
- Der Staat kontrolliert und dirigiert die wirtschaftlichen Aktivitäten, ohne eine vollständige Verstaatlichung anzustreben. Die Nationalsozialisten übernahmen ähnliche Prinzipien, mit einem zusätzlichen Fokus auf die Autarkie und militaristische Wirtschaftspolitik.
- Die nationalsozialistische Wirtschaftspolitik zeichnete sich durch staatliche Eingriffe aus, die darauf abzielten, die gesamte Wirtschaft in den Dienst der Kriegsführung zu stellen, während der Faschismus in Italien eine stärker auf nationale Interessen und Wirtschaftswachstum ausgerichtete Strategie verfolgte.
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Formen der Wirtschaftskontrolle:
Sozialismus:
- Im Sozialismus wird die Wirtschaft durch umfassende staatliche Planung und zentrale Verwaltung gesteuert. Unternehmen sind in der Regel verstaatlicht, und die Wirtschaftspolitik zielt auf die Abschaffung des freien Marktes und die Einführung einer zentralisierten Produktionsplanung ab.
- Der Staat entscheidet über die Produktion, die Preise und die Zuteilung von Ressourcen, was zu einer top-down-gelenkten Wirtschaftsstruktur führt.
Faschismus und Nationalsozialismus:
- Der Faschismus und Nationalsozialismus setzen auf eine gelenkte, aber nicht verstaatlichte Wirtschaft. Unternehmen bleiben in Privatbesitz, müssen sich jedoch den staatlichen Vorgaben unterwerfen und in den Dienst der nationalen oder ideologischen Ziele stellen.
- Die Kontrolle erfolgt durch regulatorische Eingriffe, staatliche Aufsicht und Koordination der Industrie, oft durch die Einbindung in staatsnahe Organisationen und Zwangskorporationen.
- Besonders im Nationalsozialismus wurde die Wirtschaftspolitik dazu genutzt, die Ressourcen für die Kriegsführung zu mobilisieren und die nationale Autarkie zu fördern, ohne dass eine vollständige staatliche Übernahme der Unternehmen stattfand.
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Ideologische Unterschiede in der Wirtschaftspolitik:
Sozialismus:
- Der Sozialismus wird als antikapitalistisch und anti-liberal beschrieben, mit dem Ziel, das Kapital zu verstaatlichen und die Produktionsmittel unter staatliche Kontrolle zu bringen. Dies soll eine klassenlose Gesellschaft fördern, in der das Kollektiv alles ist und das Individuum nichts wert ist.
- Sozialistische Wirtschaftsmodelle zielen darauf ab, wirtschaftliche Ungleichheit zu beseitigen und die Ressourcen gleichmässig zu verteilen, was oft zu zentralisierten Wirtschaftsstrukturen und Planwirtschaft führt.
Faschismus und Nationalsozialismus:
- Faschismus und Nationalsozialismus verfolgen eine anti-liberale, aber nicht unbedingt anti-kapitalistische Agenda. Sie akzeptieren die Existenz privater Unternehmen, solange diese den nationalen oder ideologischen Zielen des Staates dienen.
- Beide Systeme lehnen die freie Marktwirtschaft ab, favorisieren jedoch keine zentrale Planwirtschaft wie im Sozialismus. Stattdessen wird ein drittes System etabliert, bei dem der Staat als Vermittler und Koordinator zwischen den verschiedenen wirtschaftlichen Akteuren fungiert, um seine politischen und ideologischen Ziele zu erreichen. Das Ergebnis ist eine organisierte Wirtschaft.
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Praxisbeispiele und historische Implementierung:
Sozialismus:
- Ein Beispiel für die Umsetzung sozialistischer Wirtschaftspolitik ist die Sowjetunion, wo eine zentralisierte Planwirtschaft eingeführt wurde, um die wirtschaftliche Entwicklung zu steuern und den Staat als alleinigen Besitzer der Produktionsmittel zu etablieren.
Faschismus und Nationalsozialismus:
- Im faschistischen Italien und im nationalsozialistischen Deutschland blieb das Privateigentum weitgehend unangetastet, allerdings unterlag es strenger staatlicher Kontrolle. Unternehmen mussten sich den Bedürfnissen des Staates unterordnen, was zu einem System der gelenkten Marktwirtschaft führte, das auf nationalistische und expansionistische Ziele ausgerichtet war.
Leben wir im Faschismus?
Diese Differenzierungen zeigen, dass der Sozialismus und der Faschismus bzw. Nationalsozialismus zwei verschiedene Formen des extremen Etatismus versteht, die unterschiedliche Ansätze zur wirtschaftlichen Organisation und Kontrolle verfolgen. Beide laufen jedoch einer liberal-marktwirtschaftlichen Ordnung zuwider, in der die Konsumenten mit ihren Kaufentscheidungen die Macht darüber hätten, was produziert werden muss. Durch die staatlichen Eingriffe wird die liberale Marktwirtschaft entweder pervertiert oder gänzlich abgeschafft.
> Wer Michael von Prollius Analyse ernst nimmt, kommt denn auch zum Schluss, dass unser heutiges Wirtschaftssystem im Westen demjenigen des Faschismus ähnelt, zumindest mehr als einer sozialistischen Wirtschaft. Auch unser heutiges System ist von einer engen Verflechtung zwischen politischen und wirtschaftlichen Eliten geprägt, die öffentliche Politik zu ihrem Vorteil gestalten. Das Privateigentum und freie Märkte werden dabei bedingt toleriert und durch Interessengruppen des Geflechts um den Staat ausgehöhlt. Insofern kann man zu dem Fazit kommen, dass wir heute nicht in einem liberal-marktwirtschaftlichen System, sondern im Wirtschaftsfaschismus leben. Denjenigen, denen das Bauchschmerzen bereitet und die an dieser Situation etwas ändern wollen, müssen den invasiven Staat zurückdrängen, das Privateigentum besser schützen und freie Märkte zulassen.