Das Bildungsprojekt «Jugend debattiert» bringt aktuelle politische und gesellschaftliche Themen direkt an die Schulen. Es befähigt Jugendliche anhand einer Sachfrage zu kontroversen Themen zu debattieren und so eine gute Debattenkultur zu erlernen. Dafür stellt das Bildungsprojekt Schulen und Lehrpersonen Themendossiers zu aktuellen Abstimmungen und Debatten zur Verfügung. LI-Direktor Nicolas Jutzet und LI-Direktor Olivier Kessler haben für das aktuelle Themendossier einen Beitrag beigesteuert, das sich um die folgende Frage dreht: «Soll der Zugang zu psychischer Gesundheitsversorgung bis zum 25. Altersjahr gänzlich kostenfrei sein?». Im Folgenden lesen Sie die Stellungnahme, die unter dem Titel «Mehr Freiheit, weniger Pseudokostenlosigkeit» erschienen ist.
Wenn das medizinische Personal, das die Leistung erbringt, nicht unentgeltlich arbeitet, gibt es keine Kostenlosigkeit. Falls die Person, die eine Leistung erhält, die Rechnung nicht selbst bezahlt, muss dies also jemand anderes tun. Politiker, die ihrer Klientel Privilegien im Sinne einer «kostenlosen Leistung» verschaffen wollen, können das nur, indem sie jemanden dazu zwingen, diese Leistung zu finanzieren oder die Ärzte nötigen, ohne entsprechende Entschädigung zu arbeiten. Somit ist der politische Gratisanspruch untrennbar mit unethischem Zwang verbunden.
Wenn staatliche Zwangsversicherungen anfallende Kosten übernehmen, führt dies aus individueller Sicht zunächst zu einer scheinbaren Vergünstigung von Gesundheitsleistungen. Wird etwas billiger, steigt die Nachfrage. Wenn man die entsprechenden Kosten nicht selbst tragen muss, entscheidet man sich im Zweifelsfall eher für einen Arzttermin zu viel als einen zu wenig, lieber für die Luxusbehandlung, als für die gewöhnliche.
Der Grund für dieses Verhalten ist die durch den staatlichen Eingriff manipulierte Kosten-Nutzen-Analyse jedes Einzelnen: Wenn der Nutzen tiefer erscheint als die anfallenden Kosten, verzichtet ein Individuum aus rationalen Gründen auf die Beanspruchung der entsprechenden Leistung. Werden die individuellen Kosten jedoch künstlich herabgesetzt, erscheint der Nutzen eines zusätzlichen Arztbesuchs oder einer Extrabehandlung wesentlich grösser. Es kommt folglich zum übermässigen Kostenanstieg im Gesundheitswesen, was immer mehr Haushalte in den Ruin treibt. Die Menschen – auch die unter 25-Jährigen – müssen aufgrund der Prämienexplosion immer mehr leisten, damit sie die steigenden Kosten stemmen können. Im Endeffekt führen künstlich herabgesetzte Kosten zu einem Bumerang und wir alle zahlen viel mehr, als wir ursprünglich bereit gewesen wären, zu bezahlen.
Jeder muss selbst wissen, was ihm bestimmte Gesundheitsleistungen wert sind. Der Staat soll sich mit seinen manipulativen Eingriffen zurückhalten, weil ansonsten das Gesundheitswesen zunehmend unbezahlbar für alle wird und letztlich kollabiert.