«In diesem Zeitalter des grossen Ringens für die Freiheit und der Gesellschaftsform, in der Menschen als freie Menschen leben können, sind Sie unser Anführer.» urteilte kein Geringerer als Ludwig von Mises an Henry Hazlitts 70. Geburtstag. Der Jubilar forderte an seinem Ehrentag im New York University Club noch couragierter zu sprechen und hart zu arbeiten, weil es um die Zukunft der Freiheit gehe; auch diejenigen, die ihren 70. Geburtstags überschritten hätten, könnten es sich nicht leisten, in der Sonne Floridas zu dösen.
Damals, im November 1964, wie heute war es wenig populär konsequent für die Freiheit einzutreten. Damals wie noch jetzt waren die Fronten zahlreich und die Schar der Freiheitsfreunde schien gering zu sein. Schliesslich ist nach wie vor das alles entscheidende Thema, mit dem die Freiheit steht oder fällt, die Währungsordnung. Henry Hazlitt war davon zutiefst überzeugt. Seine langfristige Perspektive ist ein wichtiger Grund, warum er als eigentlich zeitgebundener Publizist noch heute von herausragender Bedeutung ist.
Sein Vermächtnis ist umfangreich. Es umfasst nahezu alle politisch relevanten Aspekte von Wirtschaft und Gesellschaft. Wer seine Texte im Original liest, empfindet Freude an der sprachlich gelungenen Gedanken- und Argumentationsführung. Als Einstieg und Überblick kann das gerade erschienene Henry-Hazlitt-Brevier Der Starkolumnist der Freiheit dienen. Es enthält durchweg deutsche Textauszüge, die überwiegend übersetzt wurden, und einen Essay über sein Leben und Werk.
Das Vermächtnis von Henry Hazlitt enthält mindestens sieben Aspekte:
- Bilden Sie sich eine eigene Meinung durch Nachdenken! Hazlitt hielt es für sinnvoll mindestens so viel Zeit zum Nachdenken zu verwenden wie zum Lesen. Und die Lektüre sollte mit dem Beginnen, was tatsächlich fachkundige Menschen zu sagen haben, also Standardwerke.
- Bedenken sie die langfristigen Wirkungen für alle Betroffenen! Politik gehörte für Hazlitt zu den unlösbaren Problemen — unterschiedliche Meinungen, Überzeugungen und Argumenten prallen aufeinander. Indes besteht die zeitlose Lehre für Entscheidungen und Analysen von Politik in der Berücksichtigung von Langfristigkeit und Allgemeingültigkeit.
- Soziale Kooperation dient der Bedürfnisbefriedigung aller und bildet das Herz der Moral! Egoismus und Altruismus sind keine Gegensätze, sondern fügen sich in einander. Unmoralisches Handeln ist für Hazlitt fast immer kurzfristig ausgerichtet. Friedliches Zusammenleben mit Arbeitsteilung, Spezialisierung und Tausch hilft jedermann.
- Geld kann die Welt nicht retten — das kann indes der Schutz freiheitlicher Kooperation! Weder für Armut noch für Entwicklung ist Geld der Erfolgsschlüssel. Die Welt braucht keinen Marshallplan, kein billiges Geld und keine Konsumhilfen. Statt politischer Manipulation bedarf es freier Kooperation und insbesondere Rechtssicherheit, denn im Recht ist das Wissen von Generationen gespeichert.
- Das Problem ist nicht die Verteilung, sondern die Produktion! Hilfe zur Selbsthilfe und das Unterlassen schädigender Staatseingriffe sind die besten Wohlfahrtsmassnahmen. Der Staat kann keine Arbeitsplätze schaffen, schädigt aber durch verzögerten Strukturwandel und das permanente Fesseln produktiver und fleissiger Menschen gerade diejenigen, die er zu helfen vorgibt.
- Das, was auf individueller Ebene als vernünftiges wirtschaftliches Handeln gilt, ist auch auf der Ebene von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft richtig! Übermässige Verschuldung ist niemals gerechtfertigt, eine Verschlechterung des Geldwerts ebenfalls nicht und Geld von den Nachbarn zu nehmen, um sie für den Konsum anderer Nachbarn zu verwenden erst recht nicht.
- Freunde der Freiheit müssen sich einmischen, müssen ihre Stimme erheben und Interventionisten, Bürokraten, Etatisten und anderen Freiheitsfeinden widersprechen! Niemand könne sich der epochalen Debatte entziehen.
Wer sich mit Irrtümern und Richtigstellungen befassen möchte, die alle Zeiten zu überdauern scheinen, der findet in Henry Hazlitt einen glänzenden Ratgeber: «In keinem Bereich menschlichen Bemühens spuken so viele Irrtümer wie in der Wirtschaft.»