Die Schweiz ist 2023 das Land mit dem viertwettbewerbsfähigsten Steuersystem unter den 38 OECD-Ländern und landet damit auf demselben Rang wie im Vorjahr. Das zeigt der Index der internationalen Steuerwettbewerbsfähigkeit 2023 der Tax Foundation in Washington, D.C., der dieses Jahr in der zehnten Edition erschienen ist und in der Schweiz vom Liberalen Institut herausgegeben wird.
Einmal wieder erweist sich Estland zum zehnten Jahr in Folge als das Land mit dem wettbewerbsfähigsten Steuersystem. Gefolgt wird Estland im diesjährigen Ranking von Lettland, Neuseeland und der Schweiz. Die Schlusslichter bilden Frankreich, Italien, und Kolumbien.
Der Index vergleicht die 38 OECD Länder anhand von über 40 Variablen in verschiedenen Bereichen ihrer Steuerpolitik und hilft somit dabei, deren relativen Stärken und Schwächen zu identifizieren.
Als Massstab kommen dabei Kriterien der Wettbewerbsfähigkeit und Neutralität zum Tragen: Ein wettbewerbsfähiges Steuersystem hält Grenzsteuersätze niedrig und begrenzt somit die dämpfende Wirkung auf wirtschaftliche Aktivität. So hilft eine geringe Belastung von Investitionen dabei, hochmobiles Kapital anzuziehen und den privaten Kapitalstock weiter aufzubauen. Neutralität bedeutet, die erzielten Steuereinnahmen mit möglichst geringen wirtschaftlichen Verzerrungen zu generieren. Das heisst beispielsweise, Konsum nicht gegenüber Ersparnissen zu bevorzugen, wie durch die Erhebung von Kapital- und Vermögenssteuern. Einzelnen wirtschaftlichen Aktivitäten oder Sektoren sollten möglichst wenige gesonderte Steuervergünstigungen oder Ausnahmen zukommen.
Die Schweiz im internationalen Vergleich
Die Schweiz kommt in der aktuellen Rangfolge unter 38 Ländern auf Platz 10 bei den Körperschaftssteuern und Platz 9 bei den Individualsteuern. Besonders gut schneidet die Schweiz bei grenzüberschreitenden Steuerregeln (Platz 1) und Verbrauchssteuern (Platz 3) ab. Lediglich in der Kategorie der Vermögenssteuern gehört die Schweiz mit Platz 36 von 38 zu den Schlusslichtern.
Der internationale Vergleich hebt ein paar Stärken des Schweizer Steuersystems hervor:
- Die Schweiz bietet überdurchschnittlich gute Abschreibungsmöglichkeiten für Investitionen in Maschinen, Industriegebäude, und immaterielle Vermögenswerte.
- Die Schweiz hat das drittbreiteste Netzwerk an bilateralen Steuerabkommen mit 102 Ländern und keine Vorschriften zur Hinzurechnungsbesteuerung.
- Die Schweizer Umsatzsteuer von 7,7 Prozent baut auf einer breiten Bemessungsgrundlage von 71 Prozent des Endkonsums auf.
Trotz des relativ guten Abschneidens im Verhältnis zu anderen Ländern darf jedoch kein falscher Eindruck entstehen: Auch in der Schweiz könnte eine einfachere und neutralere Gestaltung des Steuersystems sowie Steuersenkungen noch Wachstumsschübe setzen. Folgende Schwächen ergeben sich für die Schweiz:
- Die Schweiz und ihre Kantone erheben mehrere verzerrende Steuern auf Vermögen, mit gesonderten Abgaben auf Grunderwerb, Netto-Vermögen, Erbschaften, Eigenkapitalausgabe, und Finanztransaktionen.
- Unternehmen sind in der Dauer beschränkt, in der sie Betriebsverluste gegenüber künftigen Gewinnen absetzen können und dürfen Verluste zurücktragen um zu versteuerndes Einkommen in der Vergangenheit zu reduzieren.
- Die Umsatzsteuerschwelle liegt mit CHF 100.000 fast doppelt so hoch wie der OECD-Durchschnittswert.
Hieraus ergeben sich Verbesserungspotentiale für den Abbau von Steuern, die die Vermögensbildung erschweren. Mit flexibleren Verlustüberträgen liesse sich die steuerliche Benachteiligung von Investitionen mit variablen Einkommensprofilen (z.B. in langfristige Forschungs- und Entwicklungsprojekten) vermindern. Einnahmeausfälle durch wachstumsfreundliche Steuersenkungen liessen sich durch eine Senkung der Umsatzsteuerschwelle oder Angleichung der ermässigten Steuersätze abfedern.
Unter den 10 wettbewerbsfähigsten Steuersystemen finden sich neben Estland (100 Punkte), Lettland (88,5), Neuseeland (86,1), und der Schweiz (84,7) auch Tschechien (81,2), Luxemburg (78,9), die Türkei (78,6), Israel (78,6), Litauen (76,6), und Australien (75,9).
Unter den weiteren grossen Volkswirtschaften belegen Deutschland Rang 18, die Vereinigten Staaten Rang 21, und Japan Rang 24. Mexiko liegt auf Rang 26 und damit vor dem Vereinigten Königreich (Rang 30), Frankreich (Rang 36) und Italien (Rang 37).