Ihr Name ist die Bezeichnung eines Ortes. Ihre Gründer haben sich beinahe nicht auf ihren Zweck verständigt. Seit ihrer Konstituierung hat sie keine weiteren Erklärungen abgegeben oder Positionen bezogen. Bei der Mont Pèlerin Society (MPS) sind dies Zeichen der Stärke. Heute funktioniert sie als Vernetzungsplattform für Liberale. Vertreter diverser Strömungen des Liberalismus — von Anhänger der Österreichischen Schule über Vertreter des Ordoliberalismus, des Monetarismus und der neuen Institutionenökonomik bis hin zu Objektivsten — treffen sich in der MPS. Sie diskutieren, tauschen sich aus, knüpfen Kontakte, erleben Gemeinsames und können damit intellektuelle und emotionale Ressourcen für ihr jeweiliges liberales Wirken generieren.
Würde die MPS nicht so offen sein, wäre sie längst in Vergessenheit geraten. Offen sein heisst, die verschiedenen Strömungen des Liberalismus zu akzeptieren und einen Diskurs zwischen ihnen zu ermöglichen. Zu Beginn war es nicht vorauszusehen, dass die MPS zu einer offenen Plattform werden sollte. Friedrich August von Hayek hatte sich nämlich selbst eine Mission gegeben, eine liberale Organisation aufzubauen. Sie sollte einerseits Denker zusammenbringen und andererseits als Organisation für bestimmte Desi-derata — Wettbewerbsordnung, Rechtsstaat, ethische Werte, die man aus heutiger Warte generell als konservativ bezeichnen würde — eintreten.
Normativ sind die Teilnehmer gleich oder ähnlich gesinnt; was unterschiedlich und bereichernd wirkt, ist die Vielfalt ihrer Argumente. Deshalb erkennt irgendwann während der Konferenz Hayek selbst, dass die Teilnehmer nicht hinter seiner Mission zu vereinigen sind. Aber sie teilen eine Vision, eine gemeinsame Vorstellung der Zukunft. Wie diese Vision genau umgesetzt wird, darüber sind sie sich uneins. Genau dies wurde letztlich zur Aufgabe des Vereins: Leute, welche eine Vision teilen, zusammenzubringen und ihren Austausch zu befördern.
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