Nicht erst seit der jüngsten UNO-Klimakonferenz im dänischen Schnee bekommt das Dogma der menschgemachten Klimakatastrophe immer mehr Risse: Neben der anekdotischen Evidenz eines weltweit zum Teil rekordkalten Winters stellen immer mehr Meteorologen fest, dass das Klima seit ca. 12 Jahren eine Phase der relativen Kühlung angetreten hat. Ausgerechnet in diese Feststellung platzt der Email-Skandal des Climate Research Unit der University ofEast Anglia, der die politisch motivierte Manipulation von Daten und die systematische Unterdrückung von «unpassenden» Forschungsergebnissen enthüllte. Schliesslich offenbart auch noch die Entlarvung irrwitziger Gletscherschmelzprognose im Himalaya den politischen Charakter des jüngsten IPCC-Berichts . Diese offenkundigen Mängel des IPCC, das bis anhin gerne den Schein päpstlicher Unfehlbarkeit kultivierte, haben vor allem die Uneinigkeit der wissenschaftlichen Klimaforschung offenbart — in Hinblick auf Ursachen und Folgen des Klimawandels ebenso, wie auf angemessene Antworten.
Politische Mythen
Doch warum sollten diese Vorgänge gerade Liberale interessieren? Wie Alex Reichmuth, Autor von «Verdreht und hochgespielt» (NZZ Libro, 2008) anlässlich der Buchpremiere am Liberalen Institut erläuterte, marschieren wir mit der unsachlichen Darstellung von Gefahren für Mensch und Umwelt in Richtung einer «Behauptungs-Gesellschaft». In dieser gelten nicht mehr objektive Fakten als wahr, sondern «das, was Interessenvertreter als wahr deklarieren». Der mediale und politische Apparat wird dann missbraucht, um diesen Behauptungen zum Durchbruch zu verhelfen. Gemäss Reichmuth droht damit «eine Art voraufklärerischer Zustand», in dem nicht mehr gemäss objektiver Nützlichkeit gehandelt wird, sondern in Reaktion auf Mythen und Verklärungen.
Mangelnde Faktenbasis
Diese Erkenntnis heisst selbstverständlich nicht, dass Klimaveränderungen in die eine oder andere Richtung keine Herausforderung für bestimmte geographische Regionen darstellen. Das Beispiel Haiti zeigt eindrücklich, wie schlecht unterentwickelte Gesellschaften auf die Bewältigung von Naturkatastrophen vorbereitet sind, auch wenn diese unabhängig vom «Klimawandel» geschehen. Totalitäre Versuche, menschliches Handeln
durch Horrorszenarien zu beeinflussen stellen jedoch eine Gefahr für Demokratie und Wohlfahrt dar, und sind grundsätzlich mit grösster Skepsis und Distanz zu bewerten. Fest steht heute: Weder existiert in der Wissenschaft ein Konsens über die Ursachen der ständig stattfindenden Klimaveränderungen, noch herrscht Einigkeit betreffend der angemessenen lokalen und globalen Reaktionen auf diese Fragen. Die Erfahrung zeigt lediglich, dass marktwirtschaftliche Dynamik und technologische Entwicklungen viel besser geeignet sind, Umweltprobleme nachhaltig zu lösen, als zentralplanerische Interventionen. Besonders problematisch sind dabei auch intergenerationelle Nutzenvergleiche: Eine kostspielige interventionistische Politik heute könnte also zu unerwünschten Folgen für künftige Generationen führen.
Dieser Artikel wurde in den LI-Perspektiven veröffentlicht.