Wenn Sie durch eine Brille mit rosarot getönten Brillengläsern blicken, dann sehen sie die Welt in rosarot. Wenn ihre Brille eine blaue Tönung hat, dann erscheint ihnen alles, was sie sehen, blaugefärbt.
Ganz ähnlich verhält es sich in der Wissenschaft. Was man als Wissenschaftler erkennt (oder meint zu erkennen), ist nicht unabhängig von der sprichwörtlichen Brille, durch die man in die Welt schaut. Mit der sprichwörtlichen Brille ist hier die wissenschaftliche Methode gemeint, die der Wissenschaftler anwendet. Die wissenschaftliche Methode beschreibt das Vorgehen, wie man Erkenntnisse über ein Erkenntnisobjekt gewinnt: also ob man zählt, beobachtet, testet, logisch denkt etc.
In den Naturwissenschaften setzt man bei der Erkenntnisgewinnung vor allem auf Erfahrung: man stellt Hypothesen auf (Wenn-dann-Aussagen), und überprüft sie sodann mit Messungen, Beobachtungen, Laborexperimenten.
Diese wissenschaftliche Methode der Naturwissenschaften ist vor geraumer Zeit schon von der Volkswirtschaftslehre übernommen worden. Auch in der Volkswirtschaftslehre stellt man heutzutage Hypothesen auf und testet ihren Wahrheitsgehalt anhand von Erfahrung. Doch ist das ein gangbarer Weg?
Die Vertreter der Österreichischen Schule (in der Tradition von Ludwig von Mises) bestreiten das vehement. Sie argumentieren, dass man die Volkswirtschaftslehre nur als sogenannte a priori Handlungswissenschaft konzeptualisieren kann, nicht aber als Erfahrungswissenschaft. Was heißt das? Eine Aussage ist a priori wahr, wenn man sie nicht widerspruchsfrei verneinen kann, wenn ihre Verneinung ihre Gültigkeit bereits voraussetzt. A priori Aussagen sind für das menschliche Erkenntnisvermögen wahr, und sie sind erfahrungsunabhängig.
Ein Beispiel für a priori Erkenntnis ist die Logik, und hier etwa der Satz des Widerspruchs: Zwei Aussagen, die sich widersprechen, können nicht beide wahr sein.[1]
Ein weiteres Beispiel: Wir wissen a priori, dass der Mensch handelt, dass der Satz „Der Mensch handelt“, nicht widerspruchsfrei verneint werden kann, dass er apodiktisch wahr ist. Wer sagt „Der Mensch handelt nicht“, der handelt – und widerspricht dem Gesagten.
Aus der nicht widerspruchsfrei verneinbaren Erkenntnis, dass der Mensch handelt, lassen sich weitere wahre Aussagen ableiten. Zum Beispiel: Menschliches Handeln ist stets zielbezogen; der Handelnde muss Mittel einsetzen, um seine Ziele zu erreichen; Mittel sind knapp, und deshalb schätzt der Handelnde mehr Güter höher als weniger Güter; Handeln impliziert Ursache-Wirkung-Beziehungen (Kausalität); jeder Handelnde hat eine Zeitpräferenz: Er bewertet die gegenwärtig verfügbaren Güter höher als die erst künftig verfügbaren Güter; und vieles andere mehr.
Herkunft des Geldes
Mit apriorischem handlungslogischem Denken können wir ganz Grundlegendes über die menschliche Gemeinschaft und vor allem auch über das Geld erkennen – ohne dass wir dazu auf Erfahrungen zurückgreifen müssten. Beispielsweise wenn es um die Herkunft des Geldes geht.
Menschen, mit einer Mindestintelligenz ausgestattet, treten aus Eigennutz in eine Arbeitsteilung ein – denn dadurch erhöht sich die Ergiebigkeit der Arbeit. Wenn Arbeitsteilung vorherrscht, dann produzieren die meisten Menschen nicht mehr für den Eigenbedarf, sondern vor allem für die Wünsche ihrer Mitmenschen. Folglich erfordern die in Arbeitsteilung erzeugten Güter das Tauschen: Äpfel gegen Birnen, Schuhe gegen Bücher, Brot gegen Hosen.
Die primitive Form des Tauschens ist der Naturaltausch. Doch es geht besser und einfacher – und zwar dann, wenn man ein indirektes Tauschmittel verwendet. Man tauscht, in dem man ein indirektes Tauschmittel einsetzt – beispielsweise Muscheln, Gewürze oder Vieh. Und das indirekte Tauschmittel, das dabei die größte Akzeptanz gewinnt, wird zum Geld erkoren.
Geld ist das allgemein akzeptierte Tauschmittel. Es ist ein Gut wie jedes andere Gut auch – mit der Besonderheit, dass es das liquideste, das marktfähigste Gut von allen ist. Das Geld ist also nicht etwa vom Himmel gefallen. Es ist vielmehr spontan aus den freiwilligen Transaktionen der Menschen heraus entstanden, in einem freien Markt, und zwar aus einer Ware, einem Sachgut. Und die Währungsgeschichte zeigt unmissverständlich: Vor allem Edelmetalle – Gold und Silber – waren stets die bevorzugten, freiwillig gewählten Geldarten.
Was ist Fiatgeld?
Doch heutzutage gibt es kein Gold- oder Silbergeld mehr. Alle wichtigen Währungen der Welt sind vielmehr Fiatgeld. Was ist das? Das Wort Fiat stammt aus dem Lateinischen und heißt „so sei es“. Fiatgeld ist also verordnetes, diktiertes Geld.
Fiatgeld zeichnet sich durch drei Eigenschaften aus: (1) Fiatgeld ist staatlich monopolisiertes Geld. Die staatlichen Zentralbanken haben das Monopol der Fiatgeldproduktion. (2) Fiatgeld wird im Wesentlichen durch Bankkreditvergabe erzeugt, sprichwörtlich aus dem Nicht geschaffen. (3) Fiatgeld ist größtenteils entmaterialisiert, es existiert in Form von bunt bedruckten Papierzetteln und Einträgen auf Computerfestplatten (Bits & Bytes).
Wie ist Fiatgeld in die Welt gekommen?
Fiatgeld ist nicht auf natürliche Weise in die Welt gekommen. Wie bereits gesagt: Das Geld ist eine Errungenschaft des freien Marktes, ohne staatliches Dazutun. Die Staaten haben vielmehr (in einem zugebenermaßen langgestreckten Prozess) das Edelmetallgeld (das Goldgeld), für das sich die Menschen mehr oder weniger freiwillig entschieden hatten, abgeschafft und durch ihr eigenes Fiatgeld ersetzt.
Der Endpunkt des Goldgeldes kam am 15. August 1971, dem Tag, an dem US-Präsident Richard Nixon verkündete, der US-Dollar sei fortan nicht mehr in Gold bei der US-Zentralbank eintauschbar. Durch diesen unilateralen Schritt Amerikas – es war wohl der größte monetäre Enteignungsakt der Neuzeit – wurde das weltweite Geldsystem zu einem Fiatgeldsystem. Bis auf den heutigen Tag.
Welche Folgen hat Fiatgeld?
Man könnte dieses geschichtliche Ereignis ad acta legen, wäre da nicht das Problem, dass Fiatgeld nicht harmlos ist; es weist vielmehr eklatante ökonomische und ethische Defekte auf. Hier einige davon:
- Fiatgeld ist inflationär;
- Fiatgeld bereichert einige auf Kosten vieler;
- Fiatgeld sorgt für Boom & Bust;
- Fiatgeld treibt die Volkswirtschaften in die Überschuldung; und
- Fiatgeld lässt den Staat immer größer werden.
Das Fiatgeld und der Staat
Sie erahnen bereits, dass Fiatgeld und Staat enge Verbündete sind. Und den ein oder anderen mag es vielleicht dennoch überraschen, dass Zentralbanken ein marxistisches Konzept sind. In ihrem „Kommunistischen Manifest“ aus dem Jahre 1848 nennen Karl Marx und Friedrich Engels zehn „Maßregeln“, um die Eigentumsverhältnisse umzustürzen, den Kommunismus zu schaffen. In Punkt fünf heißt es da:
„Zentralisation des Kredits in den Händen des Staats durch eine Nationalbank mit Staatskapital und ausschließlichem Monopol.“
Damit soll nicht gesagt werden, dass jeder, der eine Zentralbank befürwortet, ein Marxist ist. Allerdings sollte jeder Zentralbankbefürworter wissen, dass er damit den marxistischen Umsturzwünschen in die Hände spielt.
Wie eng Staat und Fiatgeld miteinander verbunden sind, wird deutlich, sobald man sich vor Augen geführt hat, was der Staat (wie wir ihn heute kennen) eigentlich und tatsächlich ist. Der Begriff Staat hat bei unterschiedlichen Personen in der Regel unterschiedliche Bedeutung. So denken viele bei Staat an „wir alle“, an die Gemeinschaft der Menschen, oder an die beschützende Hand von „Vater Staat“.
Ich verwende hier jedoch eine andere, eine positive Definition des Staates, eine Definition also, die sagt, was der Staat wirklich ist, was er tatsächlich tut. Danach lässt sich der Staat verstehen als ein territorialer Zwangsmonopolist mit der Letztentscheidungsmacht über alle Konflikte auf seinem Gebiet, der sich das Recht nimmt, Steuern zu erheben.
Der Staat darf demnach etwas, was jeder anderen Person verboten ist: Er darf anderen Geldbeträge abknöpfen, denen keine direkte Gegenleistung gegenübersteht – Steuern erheben, nennt man das. (Da kann man nur staunen: Wenn ich Ihnen 100 Franken aus ihrer Geldbörse gegen ihren Willen und ohne direkte Gegenleistung entnehme, wie würden Sie das nennen?)
Und der Staat ist auch der alleinige Schiedsrichter über alle Konflikte, die zwischen seinen Untertanen auftreten, und auch derjenigen, die zwischen ihm, dem Staat, und seinen Untertanen zwangsläufig entstehen.
Nun wird wohl kaum jemand behaupten, dass alle, die heute in (oder unter) einem solcherart definierten Staat leben, freiwillig ihre Zustimmung dazu gegeben hätten. Es gibt beispielsweise keinen entsprechenden Vertrag, den sie oder ich oder unsere Eltern oder Großeltern unterschrieben hätten. Um es an dieser Stelle kurz zu halten: Der Staat (wie wir ihn heute kennen) ist nicht aus dem Prinzip der Freiwilligkeit, sondern aus dem Prinzip von Zwang und Gewalt entstanden, und sein Fortbestand fußt ebenso auf Zwang und Gewalt.
Es ist unschwer zu erkennen, was eine Institution wie der Staat macht, wenn Sie das Monopol über Recht und Sicherheit innehat und Steuern einfordern darf: Sie expandiert, und zwar unablässig. Der Philosoph und Ökonom Hans Hermann Hoppe hat das auf den Punkt gebracht: Selbst ein Minimalstaat wird früher oder später zum Maximalstaat. Das gilt vor allem für den modernen demokratisch organisierten Staat (der fälschlicherweise auch als Wohlfahrtsstaat deklariert wird).
Empirisch lässt sich diese These gut und eindrücklich beobachten. In der westlichen Welt etwa steigt die Staatsverschuldung chronisch an, nimmt die Zahl der Gesetze und Regulieren zu, der staatliche Einfluss im Wirtschafts- und Gesellschaftsleben steigt unerbittlich, der Staat dringt in nahezu alle Bereiche des Wirtschafts- und Gesellschaftslebens vor: Bildung (Kindergarten, Schule, Universität), Transport, Altersvorsorge, Gesundheit, Ernährung, Geld und Kredit, Recht und Sicherheit, Klima etc.
Fiatgeld und Krieg
Ich sagte es bereits: Fiatgeld lässt den Staat immer größer und mächtiger werden. Das Fiatgeld dient ihm nicht nur als eine nahezu unerschöpfliche Geldquelle – und zwar indem er Schuldpapiere ausgibt, die von der Zentralbank oder den Geschäftsbanken aufgekauft und mit sprichwörtlich aus dem Nichts herbeifantasierten Geld bezahlt werden.
Durch die Ausgabe von Fiatgeld kann der Staat auch die Öffentlichkeit auch über die tatsächlichen wirtschaftlichen Verhältnisse hinwegtäuschen, nicht ewig, aber doch für geraume Zeit. Die Regierung kann so Dinge tun, die ohne Fiatgeld von der Bevölkerung vermutlich keine Duldung hätten. Ein treffendes Beispiel dafür ist die Kriegsführung.
Staaten finanzieren teure Kriege vorzugsweise durch Ausgabe von Fiatgeld, nicht durch eine Erhöhung der Steuern. Der Grund: Die Ausgabe von neuem Fiatgeld wirkt anfänglich wie ein belebendes Konjunkturprogramm: Die Kriegsausgaben kommen zur bisherigen Güternachfrage hinzu, und so belebt sich die Wirtschaft: Firmen und Arbeitnehmer profitieren, der Widerstand gegen den Krieg wird kleingehalten.
Man kann daher durchaus sagen: Fiatgeld ist das Geld des Krieges, Sachgeld ist das Geld des Friedens.
Der „Great Reset“
Aber auch in Friedenszeiten kann der Staat (und die Sonderinteressengruppen, die ihn für ihre Zwecke einspannen) mit Fiatgeld Wirtschaft und Gesellschaft in einer Weise umbauen, Sie ihrer Freiheit berauben, wie es sich die meisten Menschen vermutlich gar nicht vorstellen können.
Ein aktuelles Beispiel ist der sogenannte „Great Reset“, in Hochdeutsch: der „Große Neustart“, wie er vom World Economic Forum propagiert wird. Der Great Reset ist keine detailliert und explizit ausformulierte Theorie oder Strategie. Es handelt sich vielmehr um ein Sammelsurium von durchaus faszinierenden Zukunftsvisionen, bedrückenden Bedrohungsszenarien sowie weitreichenden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umgestaltungsphantasien.
Betrachten wir zunächst die wichtigsten Bausteine, aus denen sich der Great Reset zusammensetzt, etwas genauer.
- „Stakeholder Capitalism“. Darunter ist zu verstehen, dass die Eigentümer der Unternehmen nicht mehr nur ihre eigenen Interessen, sondern vor allem auch die Interessen Dritter bedienen sollen.
- „Environmental, Social, and Corporate Governance“ („ESG“): Kapitalanleger werden gedrängt, in Unternehmen zu investieren, die das ESG-Siegel tragen – und ein gutes ESG-Siegel wird nur an die Unternehmen verliehen, die sich an politisch vorgegebene Kriterien halten.
- „Wokeismus“: Dahinter verbirgt sich die psychologische Idee, Konflikte zwischen den Menschen herbeizureden, den friedvollen Zusammenhalt der Menschen zu zersetzen, den Menschen Schuld- und Minderwertigkeitskomplexe einzureden, etwa dass es ihnen nur gut geht, weil es dafür anderen schlecht geht; dass es gut und richtig ist, weniger zu wollen.
- „Klima-Katastrophismus“: Ihm zufolge sterben die Erde und ihre Bewohner, wenn nicht der Kapitalismus abgeschafft wird. Die Staaten müssen das Ruder übernehmen und umsteuern, und zwar indem sie das System der freien Märkte, die individuelle Freiheit einhegen, zurückdrängen, aussetzen.
- „Transhumanismus“: Die Idee, die Möglichkeiten des Menschen durch den Einsatz moderner Technologien zu erweitern, genauer: Das, was das Menschsein ausmacht, zu „Hacken“, sein geistiges Wesen zu Computerisieren.
- „Vierte Industrielle Revolution“ („4-IR“): Die technologisch getriebene und politisch beförderte Umwälzung der herrschenden Produktions- und Gesellschaftsverhältnisse durch neue Technologien (Künstliche Intelligenz, Robotik, Genetik), Machine-to-Machine-Communication, Smart Contracts, Internet of Things, Internet-of-Bodies, Augmented Reality (AR), Virtual Reality (VR) und Mixed Reality (MR), das Metaverse – und vor allem die Einführung von digitalem Zentralbankgeld („Central Bank Digital Currency“, CBDC) – darauf komme ich gleich noch zu sprechen.
- „Lockdowns“: Das Abstellen der Wirtschaftstätigkeit, die Lockdowns, gehören ebenfalls zum Instrumentenkasten der Great-Reseter.
- „Private-Public-Partnership“ (PPP): Der Staat verbindet sich mit (Groß-)Unternehmen zur Erreichung bestimmter politischer Ziele (im Bereich Klima, Gesundheit, Geld und Kredit etc.) – beziehungsweise Großunternehmen (Big Business, Big Tech, Big Pharma, Big Banking, Military-industrial Complex, Big Media) spannen den Staat für ihre Zwecke ein.
Von zentraler Bedeutung für die Verbreitung der Idee des Great Reset ist es, dass seine Vertreter Probleme aufzeigen und dramatisieren – wie Klimawandel und Umweltbelastung, Terrorismus, Virusbedrohung, Einkommensungleichheit etc. – und als Existenzbedrohung für die Menschheit etikettieren. Und die Lösungsmöglichkeiten, die die Great-Reset-Vertreter empfehlen, um der aufgeworfenen Probleme Herr zu werden, sehen dann ausnahmslos staatliche Interventionen vor (also Eingriffe des Staates in Wirtschaft und Gesellschaft), und das weltumspannend.
Der von den Great Resetern geforderte Stakeholder Capitalism ist antikapitalistisch, ist im Grunde ein Euphemismus für eine Einschränkung (wenn nicht gar Teilenteignung) der Eigentumsrechte der Unternehmenseigner. ESG läuft auf eine politische Lenkung der Kapitalinvestitionen hinaus. Woke-Sein ist ebenfalls im Kern eine Absage an das Leistungsprinzip, den Kapitalismus. Die Lockdowns, die ökonomische Notlagen und Härtefälle für Arbeitnehmer und Arbeitgeber erzeugen, demoralisieren die Menschen, entmutigen und entkräftigen und ruinieren sie, treiben sie geradewegs in die Hände des Staates, untergraben die Zustimmung für das System der freien Märkte.
Anders gesagt: Der Great Reset steht für die Idee, dass die Menschen ihre Geschicke auf dieser Welt nicht in einem System der freien Märkte gestalten sollen oder dürfen, sondern ihre Lebensführung soll ganz offensichtlich (so ist mein Verständnis) fortan von einer zentralen Stelle gelenkt und gesteuert werden – einer technokratischen Elite, einem „Rat der Erleuchteten“. Sie haben darüber zu befinden, wer was wann und unter welchen Bedingungen produziert, und wer wann was in welcher Menge konsumieren darf.
Vor allem durch das Private-Public-Partnership erlangt der Staat (beziehungsweise die Sonderinteressgengruppen, die auf ihn einwirken) eine gewaltige Ausweitung seiner finanziellen und personellen Kapazitäten – denn die privaten Unternehmen werden zum verlängerten Arm des Staates und seiner Interessen.
Kurzum: Der Great Reset steht für die Abkehr von der freien Marktwirtschaft, vom Kapitalismus – beziehungsweise der kläglichen Überreste, die heute davon noch übrig sind, und das Ziel ist, eine Lenkungs- und Kommandowirtschaft zu errichten.
„Grüne Politik“
Die Great Reseter setzten auf „Grüne Politik“, also unter anderem das überhastete und erzwungene Beenden der Nutzung fossiler Brennstoffe und die damit verbundene Verteuerung der Energie – in Deutschland auch das Beenden der Nutzung der Kernenergie. Die Folge ist eine Verarmung der Menschen: weniger Wachstum, weniger Einkommen, Verschlechterung der materiellen Güterausstattung.
Doch das Fiatgeld hilft, diese Folgen der Grünen Politik vor den Augen der Menschen weitestgehend zu verbergen. Damit sich Firmensterben, Rezession und Massenarbeitslosigkeit nicht allzu deutlich zeigen, erzeugen die Staaten eine künstliche Nachfrage, finanziert durch Schulden, die mit Fiatgeld fast geräuschlos finanziert werden.
Also ganz so wie in Zeiten, in denen der Krieg mit neuem Fiatgeld finanziert wird, wird auch beim Great Reset mit Täuschung operiert: Die Fiatgeldvermehrung übertüncht den wirtschaftlichen Niedergang, den der Abschied von diesen Energieträgern verursacht – und entsprechend regt sich nur vergleichsweise wenig Widerstand gegen die „Grüne Politik“ in der Bevölkerung.
Virus-Lockdowns
In gleicher Weise nutzen die Staaten das Fiatgeld, um mit Lockdowns die bestehende Wirtschaftsstruktur sprichwörtlich zu zerschlagen, die Vormachtstellung des Staates in Wirtschaft und Gesellschaft auszubauen. Ein Lockdown bedeutet im Kern: Alle bleiben in ihren Wohnungen, niemand geht zur Arbeit, nichts wird produziert. Unternehmen büßen ihre Umsätze ein, Löhne werden nicht mehr gezahlt, der Staat erzielt keine Steuereinnahmen mehr.
Ausbleibende Unternehmensgewinne, verlorene Arbeitseinkommen und versiegende Steuereinnahmen – alles wird wettgemacht durch die Zentralbank: Sie erzeugt neues Fiatgeld aus dem Nichts, und Arbeiter erhalten „Paychecks“, Unternehmen bekommen Subventionen und die Konten der Staaten werden gefüllt. Wie in Kriegszeiten erzeugt auch hier die Ausgabe von neuem Fiatgeld anfänglich eine Wohlstandsillusion, die den Widerstand der Bevölkerung gegen die Lockdowns schmälert oder auch ganz abstellt.
Wenn die Great Reseter wie bisher weitermachen (können), dann werden sie vermutlich (auch) Lockdowns aufgrund klimabezogener Narrative durchsetzen wollen – und die Zentralbanken werden dann eine neue Welle von anschwellenden Staatsdefiziten mit neu geschaffenem Fiatgeld finanzieren (müssen). Inflation, mit allen ihren wirtschaftlichen, sozialen und politischen Verheerungen, wird die Folge sein.
Digitales Zentralbankgeld
Dass die Zentralbanken daran arbeiten, digitales Zentralbankgeld (englisch: „Central Bank Digital Currency“, kurz: CBDC) auszugeben, ist vor dem Hintergrund des bisher Gesagten nicht überraschend. Die Great-Reseter prognostizieren und befürworten, dass im Grunde alle Transaktionen des täglichen Lebens digital abgebildet werden, bis hin zum „Internet of Bodies“, zur Abspeicherung der Gehirntätigkeit eines jeden im Internet. Um wirklich alles im Internet stattfinden zu lassen, gehört auch dazu, Geldtransaktionen den digitalen Erfordernissen und Möglichkeiten anzupassen. Insbesondere ein programmierbares Geld ist für die Great-Reseter von großem Interesse.
Man könnte dazu natürlich auch herkömmliches Fiatgeld, das die Geschäftsbanken produzieren, verwenden, und zwar in tokenisierter Form. Dass man jedoch CBDC befürwortet, hat den Grund, dass mit CBDC gewaltige Kontroll- und Machtmöglichkeiten für die Zentralbanken und die Sonderinteressengruppen, die sie für ihre Zwecke einzuspannen trachten, verbunden sind.
Nur einige Folgen der CBDC-Ausgabe seien hier kurz genannt:
- CBDC verdrängt das Bargeld. Konsumenten und Produzenten verlieren dadurch ihre finanzielle Privatsphäre vollends, werden gläsern.
- Hat sich das digitale Zentralbankgeld erst einmal hinreichend weit verbreitet, kann die Zentralbank die Geldmenge in der Volkswirtschaft sprichwörtlich per Knopfdruck erhöhen. Die Missbrauchsmöglichkeit mit der Inflation, die Staaten und ihren Zentralbanken in die Hände gelegt wird, wird geradezu maximiert.
- Die Zuteilung von CBDC erfolgt durch das Prinzip Willkür: Die Zentralbank entscheidet, wer wann wieviel Geld bekommt – und wer nicht. Die einen werden von der Politik begünstigt, die anderen benachteiligt. Mit CBDC lässt sich der Umsturz der Einkommens- und Vermögensverhältnisse einfacher denn je auf monetärem Wege erreichen.
- CBDC lassen sich verbinden mit einem Social Credit Score à la China. Systemkonformes Verhalten wird begünstigt, Kritik am oder gar Widerstand gegen das System werden bestraft. Beispielsweise können die Zahlungsmöglichkeiten mit CBDC dann eingeschränkt werden, wenn eine politisch vorgegebene Höchstmenge Fleisch konsumiert wurde, maximale Reisedistanzen unternommen oder politisch unerwünschte Bücher gekauft wurden.
Es fällt nicht schwer zu erahnen, was passieren wird, wenn CBDC gar mit einem digitalen Impfpass und einer digitalen ID verbunden werden: Es wäre die totale Kontrolle des Menschen in einer in der Weltgeschichte noch niemals gekannten Art. Die Welt würde zu einem digitalen Gefängnis, im Vergleich zu dem George Orwells dystopischer Roman „1984“ wie ein sanfter Frühlingswind erscheinen würde.
Fiatgeld zerstört die freie Gesellschaft
Eine Einschätzung, die nicht aus der Luft gegriffen ist. Dass Fiatgeld nicht dauerhaft vereinbar ist mit einer freien Welt, arbeitete schon der Ökonom Ludwig von Mises (1881–1973) im Jahr 1912 heraus. Er schrieb:
„Es wäre ein Irrtum, wollte man annehmen, dass die moderne Organisation der Tauschwirtschaft zwangsläufig weiter existiert. Sie trägt den Keim ihrer eigenen Zerstörung in sich; die Entwicklung des fiduziären Umlaufsmittels (also: des Fiatgeldes, A. d. V) muss notwendigerweise zu ihrer Zerstörung führen“.[2]
Mises sagt uns, dass die freie Marktwirtschaft (und damit auch die freie Gesellschaft) durch das Fiatgeld zerstört wird. Und ohne freie Marktwirtschaft gibt es keine Freiheit, keinen Wohlstand. Die Verwendung von Fiatgeld hat in den Volkswirtschaften eine zivilisatorische Abwärtsspirale in Gang gesetzt. Sie mag anfänglich nicht leicht zu erkennen sein, weil die Wirtschaften zunächst auch mit Fiatgeld wachsen, Investitionen entstehen, sich Fortschritt zeigt.
Aber es ist eine trügerische Prosperität, die sich im Fiatgeldregime aufbaut. Neben echten Wohlstandseffekten – wie eine Verbesserung der materiellen Güterausstattung in der Gegenwart – entstehen unterschwellig die Prozesse, die den künftigen Wohlstand untergraben, ihm entgegenwirken, ihn zerstören.
Beispielsweise indem das Fiatgeld es dem Staat (und die auf ihn einwirkenden Sonderinteressen) besonders einfach macht, freiheitsfeindliche und freiheitszerstörende Ideologien in die Tat umzusetzen – wie etwa in Form des Great Reset – und es ist sicherlich nicht überzogen, wenn man den Great Reset als eine neuzeitliche Ausprägung des marxistischen-sozialistischen Geistes und Denkens einstuft.
Aufklärung jetzt!
Ist der Siegeszug des Great Reset beschlossene Sache, das Fiatgeldsystem in Stein gemeißelt? Die Antworten lauten nein. Die Zukunft der Menschheit ist nämlich nicht vorbestimmt, so wie es marxistische Denker ihren Zuhörern einzuflüstern versuchen. Sie hängt vielmehr von den Ideen ab, denen die Menschen folgen. Daher können auch die besseren Ideen, die freiheitlichen Ideen die schlechten, die finsteren sozialistischen Ideen (einschließlich der Idee des staatlichen Fiatgeldmonopols) aus dem Felde schlagen werden. Das gibt Grund zur Hoffnung.
Die Problematik des übermachtvollen Staates (wie wir ihn heute keinen) lässt sich entschärfen, indem beispielsweise große Staatsgebiete durch freiwillige Sezession in viele kleine Staaten aufgebrochen werden; und das Fiatgeld lässt sich abschütteln, indem ein freier Markt für Geld ermöglicht wird.
Allerdings wird es vermutlich nicht ausreichen, nur die zielführenden ökonomischen Erkenntnisse und Konzepte zu verkünden. Man muss vor allem auch Sorge dafür tragen, dass sie auf Akzeptanz stoßen. Es gilt daher, so manche geistige Hürde bei den Menschen zu überwinden, Hürden, die durch Obrigkeitshörigkeit, Herrschaftsduldung und Herrschaftsverherrlichung und durch jahrzehntelang verordnete Denkverbote aufgerichtet wurden. Um diese Hürden zu überwinden, braucht es eine „neue Aufklärung“ – so wie sie der Königsberger Philosoph Immanuel Kant (1724 – 1804) formuliert hat: „Sapere aude!“ Bediene dich deines eigenen Verstandes, habe den Mut dazu, überwinde Faulheit und Feigheit und denke selbst.
Die eingangs angesprochene Handlungslogik, die unsere erkenntnis- und gesellschaftstheoretische Spurensuche in diesem Beitrag geleitet hat, spielt bei dieser notwenigen Aufklärung eine ganz entscheidende Rolle. Denn die Logik des menschlichen Handelns öffnet uns sprichwörtlich die Augen. Sie hilft, die zahlreichen Fehleinschätzungen, Irrtümer, Täuschungen und so manches Lügengebäude, das unter Verwendung der vorherrschenden wissenschaftlichen Methode in der Volkswirtschaftslehre aufgebaut werden konnte, zu durchschauen, zu entzaubern und zu korrigieren.
Mit der Logik des menschlichen Handelns können wir zweifelsfrei erkennen, dass sich der Expansionsdrang des Staates (wie wir ihn heute kennen) nicht bremsen lässt; dass sein Fiatgeld gewaltige volkswirtschaftliche Schäden anrichtet; dass der Staat mit seinem Fiatgeld den Weg in die Tyrannei weist; und dass der Great Reset einen Meilenstein auf diesem Wege darstellt.
Damit die neue Aufklärung kräftig Fahrt aufnimmt, damit das staatliche Fiatgeld und der Great Reset als das entmystifiziert werden, was sie sind: zerstörerisch für das Gemeinwesen, habe ich diesen Beitrag verfasst – und die vorgestellten Gedankengänge und Ergebnisse stützen sich allesamt auf handlungslogisches Denken, also auf das rigoroseste Fundament, das sich unserem menschlichen Denken geben lässt.
Dieser Beitrag wurde in Lichtenstein als Vortrag gehalten.
[1] Oder der Satz der ausgeschlossenen Mitte: Eine Aussage ist wahr oder nicht, dazwischen gibt es nichts. Tertium non datur.
[2] Mises, L. v. (1953), The Theory of Money and Credit, S. 409.