Die Schweiz weist die weltweit vierthöchste wirtschaftliche Freiheit auf. Das zeigt der Jahresbericht 2008 des Index für wirtschaftliche Freiheit. Damit konnte sich die Schweiz erneut in der Spitzengruppe der wirtschaftlich freiesten Länder behaupten.
Hong Kong erhielt 2008 die höchste Wertung und ist damit das Land mit der grössten ökonomischen Freiheit. Es folgen Singapur und Neuseeland. Das Land mit der geringsten ökonomischen Freiheit ist erneut Simbabwe, gefolgt von Angola und Myanmar.
Der Index wirtschaftlicher Freiheit wird durch das kanadische Fraser Institute in Kooperation mit dem Liberalen Institut in der Schweiz und weiteren 74 unabhängigen internationalen Institutionen erstellt. Er beurteilt die politischen Rahmensetzungen eines Landes anhand von 42 unterschiedlichen Indikatoren und ergibt so eine Rangordnung der untersuchten Länder. Die wirtschaftliche Freiheit eines Landes wird in fünf Bereichen gemessen: (1) Umfang der Staatstätigkeit, (2) Rechtsstaatlichkeit und Sicherheit privaten Eigentums, (3) Stabilität der Währung, (4) internationale Handelsfreiheit und (5) Regulierungsdichte.
Untersuchungen auf Basis des Index wirtschaftlicher Freiheit konnten zeigen, dass die Bürger der Länder mit einer grossen wirtschaftlichen Freiheit einen höheren Wohlstand, mehr individuelle und politische Freiheiten sowie eine höhere Lebenserwartung geniessen. Dieses Jahr untersucht der Bericht erstmals gezielt die Auswirkungen wirtschaftlicher Freiheit auf die Bekämpfung der Armut.
Wirtschaftliche Freiheit ist das Fundament wohlhabender und freiheitlicher Staaten. Es besteht ein deutlicher Zusammenhang von wirtschaftlicher Freiheit einerseits und persönlichen Freiheiten und hohen Lebensstandards andererseits. Umgekehrt gilt: Je stärker der Staat wirtschaftliche Freiheiten einschränkt, desto mehr leiden seine Bürger unter Armut und Unterdrückung.
Wirtschaftliche Freiheit und Armutsbekämpfung
Erstmals untersucht der Jahresbericht des Index für wirtschaftliche Freiheit 2008 gezielt den Zusammenhang von wirtschaftlicher Freiheit und Armut. Dabei konnte gezeigt werden, dass Staaten mit einer grossen ökonomischen Freiheit schneller wachsen und ein höheres Pro-Kopf-Einkommen erzielen. Vor allem in Ländern wie Chile, Peru, Thailand, Malaysia, Südkorea und auch China oder Indien konnten die Armutskennziffern durch ein rapides Wirtschaftswachstum deutlich gesenkt werden. Die Masse wirtschaftlicher Freiheit zeigen darüber hinaus einen positiven Zusammenhang mit Indikatoren wie der Lebenserwartung, einer Reduktion der Kindersterblichkeit, medizinischer Versorgung oder dem Zugang zu sauberem Wasser.
Die Autoren des Berichts halten jedoch fest, dass politische Reformen eine gewisse Zeitspanne benötigen, bis sie ökonomische Früchte tragen. Länder mit einem zweifelhaften Erfolgsausweis in der Vergangenheit geniessen meist nur wenig Vertrauen unter einheimischen und ausländischen Investoren. Es fällt auf, dass unter den Ländern mit der geringsten wirtschaftlichen Freiheit zahlreiche Krisenregionen wie Simbabwe, Kongo oder Venezuela zu finden sind.
Vor allem auch die Staaten der Sub-Sahara Region weisen deutliche Defizite im Bereich Rechtssicherheit auf. Hier fehlen schlicht die institutionellen Grundlagen eines nachhaltigen Wirtschaftswachstums – zum Schaden vor allem der schwächsten Gesellschaftsmitglieder. Es ist höchste Zeit, dass auch in Afrika Sonderwege der «geschützten Entwicklung» verlassen und glaubwürdige Reformen für mehr wirtschaftliche Freiheit in Angriff genommen werden.
Die Schweiz im internationalen Vergleich
Die Schweiz erhielt im diesjährigen Bericht die folgenden Wertungen (jeweils auf einer Skala von 1 bis 10, wobei 10 den höchsten Wert wirtschaftlicher Freiheit darstellt):
- Umfang der Staatstätigkeit: Stabil bei 7,89 (Vorjahr: 7,88);
- Rechtsstaatlichkeit und Sicherheit privaten Eigentums: Rückgang auf 8,59 von 8,97 im Vorjahr
- Stabilität der Währung: weiterhin mit 9,56 auf hohem Niveau (Vorjahr: 9,61)
- Internationale Handelsfreiheit: deutlicher Rückgang von 7,29 auf 6,79
- Regulierungsdichte: stabil bei 8,05 (Vorjahr: 7,89)
Die Schweiz kann auf eine lange Tradition wirtschaftlicher Freiheit zurückblicken. Sie ist ein lebendiges Beispiel für den positiven Zusammenhang von wirtschaftlicher und politischer Freiheit sowie Wohlstand und hoher Lebensqualität. Bedenklich stimmen jedoch die zunehmende Steuerbelastung und politische Regulierung der Wirtschaft sowie ein deutlicher Mangel an internationaler Handelsfreiheit vor allem aufgrund des landwirtschaftlichen Protektionismus. Hier besteht Handlungsbedarf.
Unter den 10 wirtschaftlich freiesten Ländern der Welt finden sich neben Hong Kong (8,94 von 10 möglichen Punkten), Singapur (8,57), Neuseeland (8,28) und der Schweiz (8,2) auch Grossbritannien (8,07), Chile (8,06), Kanada (8,05), Australien (8,04), die Vereinigten Staaten (8,04) und der «europäische Tiger» Irland (7,92).
Unter den weiteren grossen Volkswirtschaften konnte Deutschland Platz 17 (7,64), Japan Platz 27 (7,48), Frankreich Platz 45 (7,19) und Italien Platz 49 (7,15) belegen. Wachstumsmärkte wie Indien (77/6,59), China (93/6,29) und Russland (101/6,12) zeigten hingegen erneut erhebliche Defizite in ihren politischen Rahmensetzungen.
Einige Länder konnten 2008 ihre Wertungen deutlich steigern. Estland gewann seit 1995 2,27 Punkte hinzu und gehört damit heute zu den wirtschaftlich freiesten Ländern der Welt. Auch Lettland und Litauen konnten ihre Positionen deutlich verbessern. Zu den Gewinnern gehörten auch die Neu-EU-Mitglieder Zypern und Ungarn sowie Kuwait und Südkorea. Die afrikanischen Nationen Sambia und Ghana konnten ebenfalls Gewinne an wirtschaftlicher Freiheit verbuchen.
Dennoch belegen zahlreiche afrikanischen Nationen weiterhin die Schlussplätze des internationalen Index. Die 10 Länder mit der geringsten wirtschaftlichen Freiheit sind 2008 Simbabwe (2,67), Angola (4,10), Myanmar (4,19), die Republik Kongo (4,64), Niger (4,67), Venezuela (4,67), Guinea-Bissau (5,01), die Zentralafrikanische Republik (5,01), Tschad (5,12), Ruanda (5,23) und Burundi (5,23).