Kaum ein individuelles Freiheitsrecht verkörpert die Spannungen zwischen Privatautonomie und staatlicher Macht besser als die Privatsphäre. Ein Kernelement der klassisch liberalen Vision ist die fundamentale Unterscheidung zwischen öffentlichem Leben (der Raum der Gesellschaft und der Politik) und Privatleben (die Sphäre des Vergnügens, der Intimität und des Rückzugs). Doch auch wenn die Privatsphäre ein grundlegendes Freiheitsrecht ist, scheint sie dennoch eine Freiheit zu sein, die sich auf dem Rückzug befindet. Sogar liberale Demokratien setzen mehr und mehr auf Überwachung.
Sowohl Staaten als auch Unternehmen dringen in unsere privaten Bereiche ein. Die Staatsgewalt überwacht ihre Bevölkerung, um alles Mögliche zu beobachten — es geht um Dinge wie etwa die nationale Sicherheit bis hin zu Verkehrsdelikten. Gleichzeitig legen wir gegenüber Firmen, mit denen wir interagieren, Tag für Tag grosse Mengen an Informationen über uns selbst offen. Natürlich sind die beiden Dinge moralisch nicht vergleichbar: Während die Offenlegung von Daten gegenüber Firmen auf einer freiwilligen Basis geschieht, damit wir im Gegenzug deren Produkte und Dienstleistungen (kostenlos) nutzen können, geschieht die staatliche Überwachung ohne unsere Einwilligung.
Der Abgesang auf die Privatsphäre ist verfrüht. Eine neue Generation von Technologien verspricht die Landschaft zwischen privater Information und öffentlicher Sphäre radikal umzupflügen. Dies wird sowohl für die Art, wie wir unsere persönlichen Informationen schützen, als auch die Funktionsweise des Staats dramatische Konsequenzen haben. Viele der Bausteine dieser technologischen Revolution sind für die Benutzer von Smartphones und Computern bereits erhältlich.
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