In der Sendung Feusi-Fédéral des Nebelspalters diskutierte LI-Direktor Olivier Kessler mit Dominik Feusi über das neueste Buch des Liberalen Instituts «Wissenschaft und Politik: Zuverlässige oder unheilige Allianz?». Das Gespräch gibt es hier zu sehen:
Die Instrumentalisierung der Wissenschaft für politische Zwecke ist eine Gefahr für liberale Gesellschaften. Der Einzelne soll mit Hinweis auf «wissenschaftliche Erkenntnisse» bis ins Kleinste kontrolliert und verwaltet werden, so als ob die Wissenschaft ein für alle Mal festlegen könnte, was als sakrosankt zu gelten hat und nicht mehr hinterfragt werden darf.
Ein solches Verständnis hat mit der ursprünglichen Bedeutung von Wissenschaft nicht mehr viel zu tun: «Wissenschaft» wird so zu einer quasireligiösen Autorität erhoben, anstatt sie als eine unkorrumpierbare Methode und einen unbestechlichen Prozess zur Annäherung an die Wahrheit zu sehen. Die Verfechter eines derartigen Wissenschaftsverständnisses plädieren für den neuen Imperativ «Glaubt der Wissenschaft!» — ohne die Absurdität ihrer Forderung zu erkennen.
Der Philosoph Karl R. Popper (1902—1994) argumentierte, Wissenschaft setze gerade nicht unhinterfragbare Glaubenssätze, sondern Thesen voraus, die falsifiziert werden könnten. Wissenschaft basiert demnach auf einem Wettbewerb der Ideen und widerstreitenden Theorien, die sich bewähren müssen.
Die Forderung, der Einzelne oder die Politik habe sich zwingend bestimmten «wissenschaftlichen Erkenntnissen» zu unterwerfen und unkritisch zu akzeptieren, ist also weder wissenschaftlich, noch mit dem Pluralismus einer offenen Gesellschaft vereinbar.