Dollarkrise?
Der Dollar stecke in der Krise, so der Finanzexperte und Buchautor Thorsten Schulte, der erst kürzlich einen umfangreichen Bericht zur Thematik verfasst hat, und am 1. März Gastreferent am Liberalen Gesprächskreis an der Universität Zürich war. Die Medien ignorieren seiner Meinung nach wesentliche Indizien, die für einen Dollarverfall sprechen würden. In den USA stiegen demnach seit den 1950er Jahren die Finanzvermögen weit schneller an als das Bruttoinlandprodukt. Gleichzeitig seien rekordhohe Schulden angehäuft worden, welche sich insbesondere als Auslandsverschuldung (= alle Verbindlichkeiten der USA und derer Wirtschaft gegenüber dem Ausland) manifestieren. Grösster ausländischer Gläubiger der USA seien aktuell Japan und China. Die US-Notenbank Fed halte im Übrigen grosse Teile der «eigenen» Staatsanleihen.
Gründe für das Vertrauen in den US-Dollar
Schulte sieht den Hauptgrund für das weiterhin vorhandene Vertrauen der Anleger in den US-Dollar bzw. in US-Staatsanleihen in der Leitwährungsthematik. Entscheidend sei die Frage, inwieweit das Fed allfällige Grossverkäufe bei den Staatsanleihen ausgleichen könne, ohne das allgemeine Vertrauen der Investoren zu verlieren. Die rekordhohe Auslandsverschuldung sei darum definitiv die «Achillesferse» der USA (man stelle sich vor, China verkaufe grosse Teile seiner US-Vermögenswerte). Zudem sei das Handelbilanzdefizit der USA (Import > Export) schwindelerregend; im Endeffekt haben die USA – trotz sinkender realer Einkommen – aufgrund der günstigen Produktion in Asien einigermassen ihren Lebensstandard halten können.
Der Euro, so der Referent, sei hingegen zum US-Dollar unterbewertet. Jedoch bestehe zwischen Fed und EZB eine Zinsdifferenz, welche die Anleger in den amerikanischen Markt (sprich US treasuries) treibe, wobei sie allerdings die Wechselkursrisiken ausblenden würden.
Eurozone
Für die Eurozone sieht Schulte eine problematische Entwicklung aufgrund der abnehmenden Privatkreditvergabe. Negative Zinsen der EZB sollen demnach diesem Trend entgegenwirken.
Gold oder Silber?
Aktuell sei er eher ein «Goldjunge», denn Silber sei im Wesentlichen ein Industriemetall, das jedoch aufgrund der sich abkühlenden Weltwirtschaft im Preis eingebüsst habe, so der Referent. Beim Gold gehe er hingegen aufgrund der aktuellen Verkaufspositionen mittelfristig von steigenden Preisen aus.