Index wirtschaftlicher Freiheit: Die Welt gewinnt an Freiheit
Der internationale Index für wirtschaftliche Freiheit 2013 zeigt eine positive Entwicklung im Vergleich zum Vorjahr: der weltweite Durchschnitt steigt leicht an. Die Analyse zeigt einen positiven Zusammenhang von Wirtschaftsfreiheit und Lebenszufriedenheit. Die Schweiz ist 2013 das wirtschaftlich freieste Land Europas.
Die Schweiz ist auch 2013 das Land mit der europaweit grössten wirtschaftlichen Freiheit. Weltweit kommt sie auf Rang 4. Das zeigt der Jahresbericht 2013 des Index für wirtschaftliche Freiheit, der in der Schweiz vom Liberalen Institut herausgegeben wird. Im weltweiten Durchschnitt verbesserte sich der Index leicht. Er stieg von 6,74 Punkten im Vorjahr auf aktuell 6,87 (auf einer Skala von 1 bis 10). Damit deutet sich eine Trendumkehr an: Auch im Vorjahr war der Durchschnittswert leicht gestiegen, nachdem der Index 2011 im Nachgang der Finanzkrise auf das tiefste Niveau seit 30 Jahren gesunken war.
Hong Kong steht auch 2013 an der Spitze der weltweit liberalsten Ökonomien, gefolgt von Singapur und Neuseeland. Das Schlusslicht der diesjährigen Rangliste bilden Venezuela, Myanmar und die Republik Kongo.
Der Index wirtschaftlicher Freiheit wird durch das kanadische Fraser Institute in Kooperation mit dem Liberalen Institut in der Schweiz und weltweit 90 unabhängigen Institutionen erstellt. Er beurteilt die politischen Rahmenbedingungen eines Landes anhand von 42 Indikatoren und kalkuliert so eine Rangordnung der untersuchten Länder. Die wirtschaftliche Freiheit eines Landes wird in fünf Bereichen gemessen: (1) Umfang der Staatstätigkeit, (2) Rechtsstaatlichkeit und Sicherheit privaten Eigentums, (3) Stabilität der Währung, (4) internationale Handelsfreiheit und (5) Regulierungsdichte.
Ein Vergleich regionaler Unterschiede zeigt, dass die entwickelten Staaten des Westens vor allem Stärken in den Bereichen der Rechtsstaatlichkeit, Währungsstabilität und Handelsfreiheit aufweisen. In den Bereichen Staatsumfang und Regulierungsdichte schneiden sie dagegen eher schwach ab. Ein hohes Mass an Regulierung und stark ausgebaute Wohlfahrtsstaaten reduzieren hier die wirtschaftliche Freiheit. Entwicklungsländer weisen häufiger einen eher geringen Staatsumfang auf, zeigen jedoch in allen anderen Bereichen Schwächen. Eine relativ geringe Fiskalquote wiegt somit die Nachteile unzuverlässiger Währungen und Rechtssysteme, hoher Handelsschranken und bürokratischer Hürden nicht auf. Vor allem die Sub-Sahara Region, einige islamische und lateinamerikanische Staaten weisen erhebliche Defizite der Rechtsstaatlichkeit auf. Schwächen in diesem Bereich sind häufig verbunden mit einer hohen Regulierungsdichte und ausgeprägten Handelsschranken. Letztere machen den Mangel an transparenten, korruptionsfreien Verwaltungsprozessen besonders problematisch.
„Das Rezept für Wohlstand und Fortschritt ist weltweit dasselbe: Sichere Bürgerrechte, tiefe Steuern, wenig Regulierung, ein freier Aussenhandel und eine stabile Währung“, kommentiert Prof. Christian Hoffmann, Forschungsleiter am Liberalen Institut. „Jede Verbesserung in einem dieser Bereiche steigert nachweislich die Wohlfahrt der Bürger. Sie sind die Qualitätszeichen einer guten Politik.“
Zusammenhang von wirtschaftlicher Freiheit und Wohlstand
Der aktuelle Jahresbericht des Index wirtschaftlicher Freiheit analysiert den Zusammenhang von wirtschaftlicher Freiheit und einer Reihe von Indikatoren der Lebensqualität. Dabei zeigt sich ein signifikant positiver Zusammenhang zwischen Wirtschaftsfreiheit, Einkommen, Wirtschaftswachstum, Armutsreduktion und Lebenserwartung. Staaten im obersten Viertel der Skala weisen ein Pro-Kopf-Einkommen von 36'466 USD auf, Staaten im untersten Viertel nur von 4'382 USD. Das Einkommen der ärmsten 10% der Bevölkerung beträgt im oberen Viertel der Skala 10'556 USD, im unteren Viertel 932 USD — weniger als ein Zehntel. Das Einkommen der ärmsten 10% in den liberalen Ökonomien ist mehr als doppelt so hoch wie das Durchschnittseinkommen in den wirtschaftlich unfreien Volkswirtschaften.
Die Lebenserwartung im wirtschaftlich freiesten Viertel der Welt ist mehr als 19 Jahre höher, als die Lebenserwartung in unfreiesten Viertel. Wirtschaftliche Freiheit korreliert darüber hinaus positiv mit politischen Freiheitsrechten. Erstmals untersucht der Jahresbericht 2013 den Zusammenhang von wirtschaftlicher Freiheit und Lebenszufriedenheit, dem wichtigsten Mass der Glücksforschung. Tatsächlich steigt mit der Wirtschaftsfreiheit die subjektive Lebenszufriedenheit der Bürger. Dieser Zusammenhang ist statistisch signifikant unabhängig vom Einfluss weiterer Variablen, wie Einkommen, Beziehungsstatus, Glauben und regionaler Einflüsse. Da wirtschaftliche Freiheit das Einkommensniveau hebt, hat sie sowohl einen direkten und indirekten positiven Einfluss auf die Lebenszufriedenheit der Bürger.
Ranking der Schweiz und internationaler Vergleich
Die Schweiz erhielt im diesjährigen Bericht die folgenden Wertungen (jeweils auf einer Skala von 1 bis 10, wobei 10 den höchsten Wert wirtschaftlicher Freiheit darstellt):
- Umfang der Staatstätigkeit: leichte Verbesserung auf 6,91 von 6,89 im Vorjahr;
- Rechtsstaatlichkeit und Sicherheit privaten Eigentums: geringe Verbesserung auf 8,78 von 8,76;
- Stabilität der Währung: Rückgang auf 9,33 nach 9,39 im Vorjahr;
- Internationale Handelsfreiheit: deutlicher Rückgang auf 7,16 (Vorjahr: 7,30);
- Regulierungsdichte: gestiegen auf 8,39 nach 8,31 im Vorjahr.
Unter den 10 wirtschaftlich freiesten Ländern der Welt finden sich neben Hong Kong (8,97 von 10 möglichen Punkten), Singapur (8,73), Neuseeland (8,49) und der Schweiz (8,30) auch die Vereinigten Arabischen Emirate (8,07), Mauritius (8,01), Finnland (7,98), Bahrain und Kanada (beide 7,93) und Australien (7,88).
Unter den weiteren grossen Volkswirtschaften belegten Grossbritannien Rang 12 (7,85), die USA Rang 17 (7,73), Deutschland Rang 19 (7,68), Japan Rang 33 (7,50), Frankreich Rang 40 (7,38) und Italien Rang 83 (6,85).
18. September 2013