Kein Wettbewerb beim Geld

Liberales Institut übt Kritik an Papierwährungen.

«Erst die Papierwährung hat uns gelehrt, was das Wort Inflation bedeutet - ja, es gibt kaum eine einzige Papierwährung, die nicht früher oder später der Entwertung anheimgefallen ist, weil die verantwortliche Behörde entweder nicht imstande war oder gar nicht die Absicht hatte, die Geldmenge knapp zu halten.» Mit diesen Worten warnte der deutsche Ökonom Wilhelm Röpke, einer der Väter der Sozialen Marktwirtschaft, einst vor der Gefahr eines Missbrauchs des staatlichen Geldmonopols. Angesichts der immer expansiveren Geldpolitik der führenden Zentralbanken und der tiefen Schuldenkrise vieler Staaten sind die Worte sehr aktuell. Das Thema dominierte auch einen Anlass des Zürcher Liberalen Instituts am Donnerstag.

Das theoretische Grundgerüst lieferte dabei Karen Horn vom Institut der Deutschen Wirtschaft. Zwar werde die «Weisheit» des Marktes seit dem Ausbruch der tiefgehenden und fortdauernden Finanz- und Schuldenkrise lautstark bezweifelt. Dabei werde aber verkannt, dass in der Krise vielleicht Wirtschaftstheorien versagten, aber nicht der Markt als solcher. Letztlich zeigten Märkte Mängel an und eröffneten die Möglichkeit zu Korrekturen. Pierre Bessard, Direktor des Liberalen Instituts, zeigte in seinem Vortrag auf, dass gerade das staatliche Geldwesen nicht im Wettbewerb steht, was er als die Hauptschwächen der wirtschaftlichen Ordnung bezeichnete. Das staatliche Geldwesen bestehe nur aus dem Grund, dass es den Regierungen eine Geldquelle für ihre Politik und ihre Defizite sichere. Seit mindestens 150 Jahren sei bekannt, dass Finanzkrisen ihren Ursprung in einer künstlichen Kreditausweitung hätten. Die unbegrenzte monetäre «Machbarkeitsillusion» lebe aber weiter. Dies erkläre letztlich, dass sich die politische Fehlkonstruktion Euro zu einer Transferunion entwickle.

Karl Reichmuth, Präsident des Verwaltungsrats der Luzerner Bank Reichmuth, wurde anschliessend mit dem Röpke-Preis des Liberalen Instituts für sein Engagement zugunsten eines gesunden Geldwesens geehrt. Die Bürger seien demjenigen Geld ausgeliefert, das die Notenbank ihres Landes schaffe, sagte Reichmuth in seiner Rede. Warnend erinnerte er an die Zeit nach dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems mit seinen fixen Wechselkursen im Jahr 1973. Damals fiel der Dollar von Fr. 4.33 im Jahr 1971 auf Fr. 1.47 im Jahr 1978. Erst als die Nationalbank erklärte, sie könne Franken-Noten in einer unbegrenzten Menge drucken, sank der Wechselkurs. Allerdings stieg auch die Inflation von 0,2% im Jahr 1978 auf 7,8% 1981. Um nicht in Schönheit unterzugehen, habe sich die Nationalbank damals entschieden, geldpolitisch ebenfalls krank zu werden, kommentierte Reichmuth. Auch heute könne kein Land in einem auf Sand gebauten Geldsystem als Leuchtturm bestehen, dafür sei die Welt zu stark verflochten.

Michael Ferber, Neue Zürcher Zeitung

3. Dezember 2010