Wir müssen uns bewusst sein, dass das grundlegende Problem der menschlichen Existenz ein wirtschaftliches ist. Keine Frage, diese Aussage hat so gar nichts Romantisch-Verklärtes an sich, sie wirkt wohl eher ziemlich materialistisch oder gar schockierend – zumindest für diejenigen, die überzeugt sind, dass Dinge wie Spiritualität, Liebe oder Rationalität doch eine weitaus grössere Rolle für uns spielen als Wirtschaft. Wenn wir behaupten, dass das Kernproblem der Menschheit tatsächlich wirtschaftlicher Natur ist, meinen wir, dass wir, um unser Überleben zu sichern, die Knappheit der Ressourcen als dringlichstes Problem begreifen und lösen müssen.
Ernährung ist zum Beispiel ein wirtschaftliches Problem, denn um leben zu können, sind wir auf die Verteilung oder Erzeugung von Ressourcen angewiesen. Alles andere, auch unser kulturelles oder spirituelles Dasein, hängt davon ab. Wer nicht isst, wird früher oder später sterben. Lebensmittel sind ein knappes Gut, das nicht so selbstverständlich ist wie die Luft zum Atmen, die schier unbegrenzt vorhanden ist und mühelos konsumiert werden kann. Somit handelt es sich bei Luft nicht um eine wirtschaftliche Ressource, auch wenn sie als wichtiger eingestuft wird als Lebensmittel.
Gesellschaften, in denen die Grundbedürfnisse der Menschen – etwas zu Essen, Kleidung und ein Dach über dem Kopf – zumindest in Teilen befriedigt werden, verfügen in der Regel auch über die für Kunst, Kultur, Literatur und moderne Wissenschaften erforderlichen Ressourcen. Der Fortschritt in all diesen Bereichen hängt unmittelbar mit der Ressourcenknappheit zusammen – nicht anders verhält es sich mit Lebensmitteln –, weshalb auch sie als Teil eines wirtschaftlichen Problems angesehen werden können.
Ebenso wie Ernährung im Grunde ein ökonomisches Problem ist, ist es auch eines, in die Oper oder auf Reisen gehen zu können, Zugriff auf Medikamente oder ärztliche Versorgung zu haben und, ja sogar der Flug im Privatjet, denn schliesslich werden dafür Ressourcen benötigt, die erzeugt oder verteilt werden müssen, um individuelle Bedürfnisse oder Wünsche befriedigen zu können, auch wenn manche Bedürfnisse dringlicher sind als andere.
Kurz gesagt, als wirtschaftliche Güter gelten alle, die sowohl nachgefragt werden als auch knapp sind. Auch wenn die Ernährung zweifelsohne wichtiger ist als ein Besuch der Oper oder der Flug in einem Privatjet, so ist diesen Bedürfnissen eines gemein: Bei Knappheit handelt es sich dann um ein wirtschaftliches Problem, denn dabei geht es um Wirtschaftsgüter. Weder Lebensmittel noch Musik stehen uns so mühelos zur Verfügung wie die Luft zum Atmen.
Wir müssen arbeiten, um zu überleben
Die simple Tatsache, dass Lebensmittel ein knappes Gut sind und sie mehr oder weniger aufwändig hergestellt werden müssen, um unser Überleben zu sichern, zwingt uns folglich dazu, produktiv zu arbeiten. In diesem Sinn können wir nun also die Behauptung aufstellen, dass Leben und Arbeiten ebenso zusammengehören wie Luft und Atmen.
Unsere Vorfahren sicherten ihr Überleben, indem sie nach Nahrung wie Beeren suchten und auf die Jagd gingen. Dazu mussten sie Waffen herstellen, Jagdstrategien entwickeln, Felder und Wälder durchstreifen und vieles mehr, was Aufwand und Mühe erforderte. Bewohner erster dörflicher Ansiedlungen mussten Bewässerungssysteme entwickeln, Kanäle errichten, das Saatgut ausbringen, die Ernte einfahren und so weiter.
So vieles hat sich bis heute nicht geändert, mit einer Ausnahme: Aufgrund des freien Marktes leiden immer weniger Menschen Not, obwohl die Weltbevölkerung eine bislang ungeahnte Grösse angenommen hat. Wir haben es Innovationen zu verdanken, dass wir ein besseres Leben führen können und zugleich weniger arbeiten müssen. Trotzdem müssen wir arbeiten, denn irgendwoher müssen die Ressourcen ja kommen, die wir – nicht anders als vor Tausenden von Jahren – zum Überleben brauchen.
Sollte es in der Zukunft aufgrund künstlicher Intelligenz möglich sein, die dafür erforderlichen Mittel in ausreichender Menge zu produzieren, liessen sich zugleich auch die wirtschaftlichen Probleme lösen und niemand bräuchte mehr zu arbeiten. Wir könnten uns dann alle voll und ganz der Freizeitgestaltung widmen, da sämtliche zur Befriedigung unserer Bedürfnisse erforderlichen Ressourcen von Maschinen gefertigt werden würden.
Man muss sich darüber im Klaren sein, dass es nicht um eine x-beliebige Arbeit geht, denn es ist wenig zielführend, viele Stunden in die Produktion von Dingen zu stecken, die keiner haben will. Es geht um produktive Arbeit, also Arbeit, die Produkte und Dienstleistungen schafft, die wir selbst oder unsere Mitmenschen brauchen. Nur so können wir selbst für uns sorgen und, was weitaus wichtiger ist, Dinge erwerben, die andere herstellen.
Angenommen, jemand zählt den lieben langen Tag die Vögel im Wald, dann hat dieser Mensch keinen Anspruch auf eine finanzielle Entlohnung, da nur er seiner Tätigkeit einen gewissen Wert beimisst. Anders ist es hingegen, wenn er Vögel fängt, deren Fleisch als Nahrungsmittel dient und folglich nachgefragt wird. Dann kann er es auf dem Markt verkaufen und von den Einnahmen leben.
Es gibt nur zwei Arten, seinen Lebensunterhalt zu verdienen: durch eigene Arbeit oder durch die Dritter
Wie wir bereits geklärt haben, erfordert unsere blosse Existenz produktive Arbeit, da wir ohne sie schlicht und einfach verhungern würden. Im Prinzip gibt es nur zwei Möglichkeiten, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, also an die erforderlichen Ressourcen zu kommen: Entweder, indem wir selbst arbeiten oder andere für uns arbeiten lassen. Leider gibt es keine Alternativen dafür.
Entweder wir finanzieren uns durch unserer Hände (oder Köpfchen) Arbeit oder wir profitieren von der Arbeit anderer. In diesem Fall ist es im Prinzip so wie mit kleinen Kindern, die sich nicht selbst ernähren können und bei denen dies die Eltern übernehmen. Oder wie bei pflegebedürftigen älteren Menschen, die auf die Unterstützung durch Verwandte, Freunde oder Dritte angewiesen sind.
Natürlich gibt es auch kerngesunde Erwachsene, die ihren Lebensunterhalt mit der Arbeit Dritter bestreiten. In diesem Fall gibt es ebenfalls nur zwei Möglichkeiten: Entweder sie beschaffen sich ihre zum Überleben nötigen Ressourcen über wohltätige Organisationen und Mitmenschen oder über eine gewaltsame Enteignung, in welcher Form auch immer. Jedem, der darauf hofft, seine Ressourcen über Dritte zu erhalten, stehen nur die eben genannten Optionen offen.
Nun ist es ja so, dass unter gewaltsame Enteignung ebenso gewöhnlicher Diebstahl fällt wie auch die Aneignung fremden Eigentums durch organisierte Gruppen wie zum Beispiel den Staat, was nach Ansicht so mancher liberaler Philosophen nichts anderes ist als gewöhnlicher Diebstahl. Doch es ist nicht unser Ziel, eine Debatte über den moralischen Aspekt solcher Handlungen zu führen. Vielmehr wollen wir uns mit der unumstösslichen wirtschaftlichen Realität befassen.
Fassen wir das bisher Gesagte zusammen, wird klar, dass der elementarste Grundsatz der Ökonomie lautet: Wir brauchen Ressourcen, um überleben zu können. Diese Ressourcen müssen mithilfe von Arbeit und Innovation hergestellt werden, da es in diesem Fall kein natürliches Vorkommen gibt. Die Herstellung wiederum kann von den Menschen, die sie benötigen, entweder im Alleingang oder gemeinsam mit anderen erfolgen, oder durch Dritte. Für Letzteres gilt, dass diese Dritte besagte Mittel freiwillig herausrücken, oder sie werden ihnen gewaltsam entrissen.
Was die meisten Intellektuellen nicht verstehen
Wer diese einfachen Prinzipien versteht, hat schon mehr Ahnung von Wirtschaft als der Grossteil der politischen und intellektuellen Klasse, die gerne so tut als gäbe es eine magische Alternative, über die wir Ressourcen zur Befriedigung sämtlicher Bedürfnisse und Wünsche beziehen könnten. Und für nicht wenige ist diese magische Alternative nichts anderes als der Staat.
So steht oft die Forderung im Raum, «der Staat» möge für die Gesundheitsversorgung, für Bildung und Obdach und viele der sogenannten «Sozialrechte» aufkommen – und zwar ohne jegliche Gegenleistung. Der Denkfehler, der hier vorliegt, ist dieser: Der Staat ist kein allmächtiger Gott, der in der Lage ist, Ressourcen aus dem Nichts zu schaffen.
Wenn wir ein kostenloses Gesundheits- und Bildungswesen und obendrein noch kostenlosen Wohnraum haben wollen, muss irgendwer dafür arbeiten, denn bei allen dreien handelt es sich um wirtschaftliche Güter, die knapp sind und nachgefragt werden.
Da der Staat im Grunde ja nichts anderes ist als Menschen aus Fleisch und Blut, die keinen Wohlstand schaffen, muss der Staat Steuern erheben. Anders ausgedrückt: Da Politiker und Beamte keine Ressourcen produzieren, müssen sie diese von den Bürgern einkassieren und umverteilen. Klar dürfte auch sein, dass Staatsbedienstete und Politiker auf Kosten derer leben, die Ressourcen erzeugen, denn die Steuereinnahmen finanzieren auch ihre Gehälter.
Das soll nun aber nicht heissen, dass der Staat an sich überflüssig wäre. Damit soll lediglich zum Ausdruck gebracht werden, dass die wirtschaftliche Realität so aussieht, dass der Staat seinen Bürgern erst dann etwas geben kann, wenn er anderen Bürgern vorher etwas weggenommen hat. Der Staat lebt vom Wohlstand, den andere schaffen. Ganz gleich, ob es um die Gesundheitsversorgung, Bildung, Altersbezüge oder sonstige staatlichen Leistungen geht, jeder, der in irgendeiner Form vom Staat unterstützt wird, sollte wissen, dass er in Wahrheit auf Kosten derer lebt, die arbeiten, um Ressourcen zu erzeugen, die ihnen vom Staat, also von Beamten und Politikern, weggenommen und dann an andere verteilt werden.
Der Staat schafft keinen Wohlstand, er verteilt diesen nur um
Genau deshalb ist auch die Rede davon, dass der Staat den Wohlstand umverteilt, aber nicht schafft. Wäre dies der Fall, müsste der Staat seinen Bürgern Steuern zahlen und nicht umgekehrt. Das alles bedeutet – und das muss jedem klar sein –, dass der Staat keinen einzigen Bürger finanziert, denn was immer er jemandem gibt, hat er zuvor anderen weggenommen. Dies wiederum bedeutet: Wann immer es heisst, dass es die Pflicht des Staates sei, für Bildung zu sorgen, dann ist es auch sein gutes Recht, anderen einen Teil des Ertrags aus deren Arbeit wegzunehmen. Oder anders ausgedrückt, wer auf sein Recht auf Bildung pocht, muss wissen, dass andere dafür arbeiten müssen.
Nun mag es gute Gründe dafür geben, dass der Staat seinen Bürgern, insbesondere den jüngeren, Bildung anbietet. Doch das ist nicht der Punkt, um den es mir hier geht. Was jeder wissen sollte, ist:
- Bildung ist hauptsächlich ein wirtschaftliches Gut oder eine wirtschaftliche Dienstleistung und muss insofern von jemandem unter Einsatz von Ressourcen hergestellt werden.
- Schon allein deshalb kann auf keinen Fall von einem kostenlosen Bildungswesen die Rede sein.
- Stellt der Staat einer bestimmten Gruppe Bildung gratis zur Verfügung, kann er dies nur deshalb tun, weil er die dafür erforderlichen Mittel anderen weggenommen hat – in Form von Steuern.
- Wer behauptet, er hätte ein Recht auf kostenlose Bildung, sagt im Grunde nichts anderes, als dass er ein Recht darauf hätte, dass andere für ihn arbeiten. Es handelt sich ja schliesslich um eine Umverteilung von Mitteln, die der Staat zwangsweise durchführt.
Und was für die Bildung gilt, gilt natürlich auch für jedes andere Gut und jede andere Dienstleistung, seien es Gesundheitsversorgung, Obdach, Altersbezüge oder sonstige staatliche Leistungen.
Falsche Anreize
In dieser Lektion fehlt noch ein wichtiger Baustein. Da uns unsere blosse Existenz dazu zwingt, arbeiten zu gehen, liegt auf der Hand, dass für uns der Anreiz, jeden Morgen aufzustehen und uns ins Zeug zu legen, darin besteht, die Ressourcen zu vermehren, die uns und unseren Familien zur Verfügung stehen. Wären wir noch Jäger und Sammler und durchstreiften die Wälder auf der Suche nach Nahrung, wären wir bereit, härter zu arbeiten, um uns einen Vorrat anzulegen, um auch die Tage oder Wochen überstehen zu können, in denen wir ohne Essbares in die Höhle zurückkehren. Denn nur so könnten wir dafür sorgen, dass wir und unsere Familien nicht verhungern.
In unserer modernen Welt sind einige unserer Bedürfnisse weitaus komplexer, doch das Prinzip ist immer das Gleiche: Wir wollen immer mehr Ressourcen erzeugen, damit wir und unsere Kinder ein besseres Leben führen können. Das bedeutet aber auch, dass wir weniger motiviert sind, arbeiten zu gehen, wenn uns ein immer grösserer Anteil an den Früchten unserer Arbeit weggenommen wird. Vielleicht beschränken wir uns sogar darauf, nur noch das Nötigste zu tun, da uns anderenfalls unsere «Überproduktion» von anderen weggeschnappt wird. Und genau das ist das Problem, wenn ein aufgeblähter Staatsapparat zu hohe Summen an Steuergelder verschlingt, die für die »Sozialrechte« eines nicht unerheblichen Teils der Bevölkerung ausgegeben werden.
Da diese Mittel von irgendwem produziert werden müssen, diesen arbeitenden Menschen aber ein immer grösser werdender Anteil ihres Ertrags weggenommen wird, besteht die Gefahr, dass sie beschliessen, weniger zu produzieren oder das Land zu verlassen, in dem eine hohe Steuerlast zu tragen ist, und lieber woanders hinzugehen, wo dem Einzelnen weniger abgeknöpft wird. Zugleich kann es sein, dass immer mehr Bürger auf die Idee kommen, dass sie gar nicht so hart arbeiten müssen, da sie von den Mitteln leben können, die andere erzeugt haben. Dann gibt es für sie keinen Anreiz mehr, selbst zu arbeiten, sondern sie warten lieber darauf, dass ein anderer das für sie übernimmt.
Baut zum Beispiel jemand Weizen an, um sein Überleben zu sichern, und wird dann aber eines Grossteils seines Ertrags beraubt, damit eine grössere Gruppe Menschen damit ernährt werden kann, wird er womöglich weniger anbauen oder darauf warten, dass ein anderer seine Aufgabe erledigt, damit nun er auf Kosten anderer leben kann. Wenn also die Umverteilung zur Norm wird, bricht das gesamte System der Ressourcenerzeugung zusammen und letzten Endes drohen Hungerkatastrophen wie es unter sozialistischen Regimen geschah, wo es kein Privat-, sondern nur Gemeineigentum gab und folglich das, was produziert wurde, fast vollständig dem Staat gehörte.
Fakt ist, dass Länder mit einem hohen Kapital- und Technologieniveau toleranter sind, was die Umverteilung des Wohlstands anbelangt. Doch auch dort wird es immer problematischer, dass die Nachfrage nach Ressourcen für einen bestimmten Teil der Bevölkerung immer grösser wird, während diejenigen, die diesen Wohlstand produzieren, sich dazu entscheiden, das Land zu verlassen.
Die Umverteilung von Ressourcen darf ein bestimmtes Mass nicht überschreiten, da anderenfalls die Quelle des Wohlstands versiegt und somit letzten Endes alle ärmer werden. Mit anderen Worten, die Steuerlast muss gemässigt ausfallen, da ansonsten die Produktion entsprechend verringert wird und die gesamte Gesellschaft verarmt.
Eindämmung von Gewalt
Ebenso wie eine zu üppige Besteuerung den Anreiz vernichtet, die erforderlichen Ressourcen zu produzieren, kann der Staat für Bedingungen sorgen, die es einfacher machen, Wohlstand zu schaffen. Ohne Übertreibung kann man sagen: Die wichtigste Voraussetzung dafür, dass sich die Menschen auf die Schaffung von Wohlstand – und dann auch von künstlerischem oder kulturellem Wohlstand und vielem mehr – konzentrieren können, ist dafür zu sorgen, die Gewalt, zu der wir alle zumindest in der Theorie fähig sind, in Grenzen zu halten. Dies ist wirklich das Hauptproblem von Gesellschaften. Deshalb gilt es, möglichst sämtliche Formen von Gewalt, zu der eine Gruppe oder ein Einzelner in der Lage ist, einzudämmen und abzumildern.
Die Definition eines Staates ist, dass eine bestimmte Gruppe das Monopol auf physische Gewalt hält, die in einem bestimmten Hoheitsgebiet als rechtmässig gilt. Anders ausgedrückt ist nur der Staat befugt, Gewalt auszuüben oder kann andere dazu ermächtigen. In einer Demokratie gelten dafür jedoch Regeln, welche die Grundrechte des Einzelnen schützen.
Mit den dafür vom Staat erhobenen Steuern werden Polizei, Gerichte und Streitkräfte finanziert, um gewalttätige Gruppen zu bekämpfen, die das Eigentum anderer rauben wollen und Angriffe auf das Leben und die Freiheit Dritter durchführen. Erfüllt der Staat diese Aufgabe zufriedenstellend und wir können in Frieden leben, ist die Eintreibung von Steuern in angemessener Höhe insofern gerechtfertigt – gleichwohl es sich um eine Zwangsmassnahme handelt –, als dass wir dank der Rolle des Staates als Inhaber des Gewaltmonopols produzieren und leben können, ohne befürchten zu müssen, Opfer von Angriffen zu werden. Andernfalls müssten wir einen Grossteil unserer Energie, Zeit und Ressourcen darauf verwenden, diejenigen zu bekämpfen, die uns ausrauben oder attackieren wollen.
Die Hauptaufgabe des Staates besteht darin, für öffentliche Ruhe und Ordnung zu sorgen. Gelingt ihm das nicht, wie dies in unterentwickelten Ländern oft der Fall ist, mutiert der Staat zu einer weiteren Gruppe von Plünderern, die der Gesellschaft nichts zurückgibt. Dann sind Steuern das Mittel der Wahl, um diejenigen auszubeuten, die Wohlstand schaffen.
All dies bringt uns zurück zu dem bereits angesprochenen Prinzip: Versagt der Steuern eintreibende Staat, gewalttätige Gruppen unter Kontrolle zu halten, geht dadurch der Anreiz verloren, durch Arbeit Eigentum anzuhäufen, das der Gesellschaft Wohlstand bringt. Diese Hypothese ist allein schon deshalb richtig, weil niemand bereit ist zu arbeiten, nur damit ihm die Früchte seiner Arbeit von anderen weggenommen werden. Gleiches gilt, wenn der Staat zum Plünderer par excellence mutieren sollte, wie es in rückständigen Ländern häufig der Fall ist.
Doch selbst in entwickelten Ländern, wo es dem Staat mittels der sogenannten Rechtsstaatlichkeit gelingt, die Gewalt einzudämmen, und die Menschen in grosser Freiheit leben können, besteht die Gefahr, dass bei einer zu hohen Steuerlast zahlreiche Bürger keinen Anreiz mehr sehen, Wohlstand zu schaffen, der vom Staat umverteilt wird. Schliesslich würde dies in letzter Konsequenz dazu führen, dass zu viele ein Leben auf Kosten anderer führen, anstatt ihren Lebensunterhalt aus eigener Kraft zu bestreiten.
Bei diesem Beitrag handelt es sich um einen Auszug aus dem Buch The Street Economist – 15 Wirtschafts-Lektionen, die jeder kennen sollte von Axel Kaiser. Erschienen 2023 bei FBV.