Mit dem Beginn des 21. Jahrhunderts offenbart sich im stetig wachsenden China in vielerlei Hinsicht eine paradoxe Situation. Die asiatische „Supermacht“ ist ein ökonomischer Riese, dessen Bevölkerung von weit über eine Milliarde Menschen trotz anhaltender Verbesserung grossenteils noch immer unter furchtbaren Bedingungen zu leben hat. Obschon die gesamtwirtschaftliche Produktion Chinas heute zu einer der grössten weltweit zählt, ist das Pro-Kopf-Einkommen eines Chinesen im Vergleich zu den Bürgern anderer grosser Wirtschaftsnationen nach wie vor deutlich tiefer.
Zweifellos, seit dem Niedergang der sogenannten „Gang of Four“ und dem Aufstieg Deng Xiaopings hat der chinesische Kommunismus eine Wendung zum Besseren erfahren, und zwar insofern, als dass Privateigentum und freies Unternehmertum nun einen höheren Stellenwert geniessen. Nachdem es dieser Regierung gelungen war, alte Laster und Rigiditäten aus der Zeit der Kulturrevolution abzuschütteln, stand es der chinesischen Gesellschaft plötzlich offen, unternehmerisch tätig zu werden, auch wenn das sonstige Umfeld noch überhaupt nicht darauf eingestellt war (dies hauptsächlich wegen der immensen Macht einer Partei und der damit einhergehenden Korruption).
Mit Blick auf China kristallisieren sich für den Westen heute zwei mögliche Entwicklungspfade heraus: Entweder könnte die Entscheidung getroffen werden, eine Kooperation mit der chinesischen Wirtschaft so gut es geht zu verhindern. Beispielsweise durch Embargos, Schutzzöllen und so weiter. Die Alternative bestünde, im Gegenteil, darin, eine tiefer- und weitergehende wirtschaftliche Integration zwischen dem Westen und dem Reich der Mitte anzustreben. Dieser Strategie folgend würden die beiden Partner auf den Abbau möglichst vieler Handelshemmnisse und protektionistischer Massnahmen hinarbeiten müssen (auch solcher, die vorgeblich das Wohl der Konsumenten schützen sollen).
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