Covid-19 hat eine grundlegende Neuausrichtung der Aussenpolitik der USA und Europas provoziert. Im Mittelpunkt steht dabei ein wandelndes Verhältnis zu China. Zwar gab es schon vor der Pandemie wachsende Bedenken gegenüber der Politik Pekings. Doch nun befürchten viele einen neuen Kalten Krieg.
Diese Ängste beruhen auf einem Missverständnis der Beweggründe Chinas: Anders als die Sowjetunion strebt China weder nach Hegemonie, noch will es sein politisches und wirtschaftliches System exportieren und anderen Nationen aufzwingen. Vielmehr strebt das Land danach, sowohl eine Modellnation zu werden, welcher die Entwicklungsländer nacheifern können, als auch der dominierende Regelsetzer im internationalen Handels- und Finanzsystem zu werden. Im Mittelpunkt steht dabei nicht die ideologische Bekehrung anderer Nationen, sondern ein Streben nach mehr Selbstbestimmung. Die Strategie des konstruktiven Engagements scheint nicht mehr zu funktionieren. Doch eine konfrontative Beziehung zu China könnte wirtschaftlich kostspielig und politisch gefährlich sein.
Es gibt aber eine Alternative, die das Ziel einer freieren und friedlicheren Welt wirksamer fördern könnte: die sogenannte «Volksdiplomatie». Dabei handelt es sich um eine Strategie von klassisch-liberalen Friedensaktivisten, die zum Ziel hat, unter Umgehung der formellen diplomatischen Beziehungen mehr Kontakte auf zivilgesellschaftlicher Ebene zu organisieren. Diese Strategie führt mit einer höheren Wahrscheinlichkeit zu sozialen und kulturellen Veränderungen, weil die Verbindungen und der direkte Austausch nicht nur auf der Ebene von Regierungen und grossen Firmen stattfinden.
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