Vor 50 Jahren erschien die deutsche Übersetzung von The Constitution of Liberty. Es wurde zu einem Meilenstein in der Geistesgeschichte des Liberalismus. Hayek legte damit eine liberale Utopie vor, die weder die Empfindlichkeiten der Interessengruppen schont noch darauf achtet, was politisch gerade möglich ist.
Hayeks Kernthese in diesem Buch: Die moderne Zivilisation beruht auf einer Nutzung individuell gebundenen und in der Arbeitsteilung weit verstreuten Wissens, das durch Wettbewerb im freien Markt mit dem Signalsystem der Preise und auf Basis verbindlicher moralischer Regeln für das Gemeinwohl nutzbar gemacht wird. Von der Freiheit, dieses Wissen individuell nutzen zu können, hängt nicht nur der Wohlstand, sondern das pure Überleben der heutigen Milliardenbevölkerung ab.
Hayek kritisiert den Glauben an die beliebige Machbarkeit der sozialen Wirklichkeit durch wissenschaftliche Vernunft. Zentrale Planung kann das sich ständig wandelnde, lokal und persönlich gebundene individuelle Wissen nicht erfassen. Die Gesellschaft lässt sich nicht nach Art einer Maschine konstruieren. Er zeigt die Grenzen der planenden Vernunft auf, was nicht mit Irrationalismus zu verwechseln ist, sondern nur die Grenzen dessen zeigt, was sie leisten kann.
Das in den Institutionen, Traditionen, Werkzeugen gespeicherte Wissen sieht Hayek als Ergebnis der Erfahrung und Bewährung über Generationen. Die soziale Evolution, durch den Gruppenwettbewerb vorangetrieben, belohnt durch Erfolg jene Gruppen, welche Institutionen besitzen, die ihr Gedeihen und ihr Wachstum fördern, ohne dass sie diese eigens «erfunden» haben. Überlieferte Moralregeln (wie die Zehn Gebote) sind nie von einem Einzelnen Menschen ausgedacht, sondern Ergebnis der historischen Siebung, einer sozialen Tauglichkeitsprobe.
Download LI-Paper
(10 Seiten, PDF)