Kindern bringt man bei, dass Geld nicht glücklich macht. Viele glauben es noch als Erwachsene. Kirchen pflegen eine historisch anhaltende Skepsis gegenüber Wohlstand, möglicherweise als überholten Trost für die Armut, die bis zur industriellen Revolution der Normalzustand der Menschheit war. Inzwischen wollen auch erfolglose Regierungen und linke Ökonomen die Bedeutung von wirtschaftlichem Wachstum und Wohlstand relativieren: andere Kriterien der «Lebensqualität» und des Glücks seien relevanter. Doch was ist Glück? Was ist Geld? In welcher Beziehung stehen die beiden zueinander?
Wer fürs Nötigste gesorgt hat, vergisst leicht den Wert dieses bevorzugten Zustands und mag deshalb den materiellen Anteil am menschlichen Leben geringschätzen. Doch selbst der geistigste Mensch benötigt zum Überleben ein Zuhause, Kleidung und ausreichend Nahrung sowie diese oder jene materiellen Dinge, um die von ihm erstrebten geistigen Werten verwirklichen zu können. Verachtung für das Geld und die materielle Seite des menschlichen Lebens zeugt nicht von höherer Erkenntnis, sondern von Lebensfremdheit und fehlender Achtung für die körperliche Natur des Menschen. Sie ist moralisch nicht wertvoll und deshalb nicht empfehlenswert.
Glück steht nicht vorgefertigt im Regal zur Verfügung, sobald jemand den angegebenen Preis anbietet. Geld ist auch keine Garantie zum Glück. Es ist vielmehr ein Mittel zur Erweiterung der persönlichen Handlungsmöglichkeiten und zur Selbstverwirklichung des Einzelnen, in der ein jeder sein Glück finden kann.
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