Die Grenzen des Wachstums von Donella und Dennis Meadows erschien im Jahr 1972. Die Autoren prophezeiten anhand von Rechnungsmodellen einen Kollaps. Die Annahme war, Wirtschaftswachstum führe zu Umweltverschmutzung und Bevölkerungsexplosion. Heute wissen wir, dass das Gegenteil richtig ist. Reiche Gesellschaften leisten sich Kläranlagen, Kehrichtverbrennungsanstalten, bleifreies Benzin, Katalysatoren und schwefelfreies Heizöl. Wohlhabende Menschen haben zudem kaum grosse Familien. Die Prognose erwies sich auch deshalb als falsch, weil sie die Selbststeuerung der Marktwirtschaft vernachlässigte. Wenn ein Rohstoff knapp wird, steigt sein Preis. Das hat verschiedene Auswirkungen: Man geht sparsamer damit um; man rezykliert ihn; man kann sich leisten, weniger ergiebige Vorkommen abzubauen; man sucht nach Alternativen. Die Modelle ignorierten zudem die Innovationskraft der Menschen.
Noch nie ging es so vielen Menschen so gut wie heute. Wie ist die Menschheit dahin gekommen, wo sie heute ist? Es gab immer wieder Momente, wo Erfindungen und Innovationen — disruptive Neuerungen — alles verändert haben. Dies löste zwar zunächst grosse Ängste und Widerstände aus. Doch letztlich setzten sich diese Innovationen durch, weil sie sich als vorteilhafter erwiesen — historisch gesehen etwa die Beherrschung des Feuers, die Arbeitsteilung sowie neue Energien, die nutzbar gemacht wurden.
Auch heute stehen wir vor Herausforderungen — wie etwa dem Klimawandel — vor denen einige panische Angst haben. Meist sind die Ängste vor der Zukunft jedoch übertrieben, weil sie den Erfindergeist und die Anpassungsfähigkeit der Menschen an neue Situationen unterschätzen. Phantasie und Innovationskraft haben keine Grenzen. Nur wenn wir es wagen, sie zu entfesseln, können wir die Natur retten, nicht, indem wir uns willkürliche Grenzen setzen.
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